Bonner Oper Klaus Weise verabschiedet sich mit seinem "Don Giovanni"

Bonn · Das Ende war wie der Anfang: Klaus Weise, der scheidende Generalintendant des Bonner Theaters, versteht es schon, Zeichen zu setzen. Die letzte Opernaufführung in seiner Intendanz-Zeit war im Großen Haus Mozarts "Don Giovanni" vorbehalten, jener Inszenierung, mit der sich Weise, der Mann, der vom Schauspiel kam, 2005 zum ersten Mal auf der Bonner Bühne als Opernregisseur vorgestellt hatte.

 Aktion auf allen Ebenen: Szene aus Klaus Weises Inszenierung des "Don Giovanni".

Aktion auf allen Ebenen: Szene aus Klaus Weises Inszenierung des "Don Giovanni".

Foto: Thilo Beu

In der Rückschau offenbart sich dieser "Don Giovanni" sicherlich nicht als Weises stärkste Arbeit für die Oper, aber er zeigt - damals wie heute - durchaus beispielhaft einige Grundzüge seiner Inszenierungen: die Neigung zu durchdachter Ensemble-Choreografie, die lebhafte Personenführung und vor allem die Demut vor der Musik.

Und um die Musik vor allem ging es an diesem Abschiedsabend. Ein bisschen Gala sollte es schon sein - dieses Vorhaben wurde auch nicht dadurch beeinträchtigt, dass der für den Don Giovanni vorgesehene Ildebrando d'Arcangelo wegen eines Krankheitsfalls in der Familie absagen musste.

Für ihn verpflichtete man kurzfristig den nicht minder international gefragten dänischen Bariton Bo Skovhus, einen gewiss gleichwertigen Ersatz, der schon vom Erscheinungsbild her dem Ideal des Verführers entspricht, über eine außerordentliche Bühnenpräsenz verfügt und stimmlich nicht zuletzt in den überaus subtil gestalteten Rezitativen ein geradezu erotisierendes Timbre abrufen kann.

Natürlich geriet dabei "Là ci darem la mano" zu einem der musikalischen Höhepunkte des Abend - und dies im Verein mit Anna Virovlansky als Zerlina, die quecksilbrig mit wunderbarer Leichtigkeit betört. Ähnliches Entzücken hatte sie schon 2005 bei der Premiere hervorgerufen.

Es war ein Abend, der erneut bestätigte, wie sehr man es in den letzten zehn Jahren in Bonn verstanden hat, ein hervorragendes Ensemble zu präsentieren. Ob Hale Soners (Donna Anna) Koloraturen-Klarheit, Julia Kameniks (Donna Elvira) dramatische Empfindsamkeit, Aleksander Teligas (Komtur) Durchschlagskraft oder die vokale Beweglichkeit von Ramaz Chikviladze (Leporello) und Giorgos Kanaris (Masetto) - da blieben kaum Wünsche offen. Erst recht nicht bei Tamás Tarjányi (Don Ottavio) und seinem unangestrengten Schöngesang.

Am Pult des Beethoven Orchesters stand Erich Wächter, gerade zurück von einem Wagner-"Ring" an der Nationaloper Sofia. Auch dies darf man durchaus als schöne Geste deuten, denn Wächter hat während der ersten Intendanz-Jahre von Weise der Bonner Oper als Erster Gastdirigent musikalisches Profil gegeben. Wächter hielt eine kluge Balance zwischen den scharfen und den düsteren Momenten der Partitur, auch zwischen Heiterkeit und Wehmut.

Am Ende dieses ausgiebig umjubelten Abends, als Ensemble, Regisseur und Dirigent ihre Blumensträuße bereits in den Händen hielten, regnete es Blumen in den Zuschauerraum. Man feierte sich sozusagen gegenseitig - für zehn spannende Jahre in der Bonner Operngeschichte.

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