Kein Sakrileg

Wolfgang Hohlbein liest im Kinopolis in Bad Godesberg

Bonn. Passend, dass in seinem neuen Roman Hacker die Hauptrolle spielen. Denn Wolfgang Hohlbein sieht selbst wie das Klischee eines Computerexperten aus. Das lange Haar zum Zopf gebunden, ein strubbeliger Bart, Brille, hagerer Körper. Man mag kaum glauben, einen der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands vor sich zu haben.

Obwohl er für seine Fantasy- und Horrorgeschichten berühmt ist, stellte Hohlbein seinen Fans im Bad Godesberger Kinopolis mit "Das Paulus Evangelium" einen Thriller vor. Eigentlich war das Buch für den Februar geplant, warum es nun noch immer nicht erschienen ist, konnte selbst der Autor nicht sagen. Dass er von einem Handcomputer die ersten beiden Kapitel vorlas, war also für die Fans eine spannende Premiere.

Etwas heiser, aber mit einem guten Gefühl für die Spannung in seinem Text, las Hohlbein davon, wie vor etwa 2 000 Jahren ein Mann namens Jehuda römische Legionäre zu seinem Herrn führt, dem er Jähzorn, Eitelkeit und Unbescheidenheit nachsagt. Jesus von Nazareth heißt er und wird als kräftig und gewaltbereit beschrieben. Doch vielleicht steckt mehr hinter der Szene, die, wie man darauf erfährt, von einem supergeheimen Team von Historikern für den Vatikan ermittelt wurde.

Aus einer unendlichen Datenfülle hat ein "vom Teufel geschicktes Computerprogramm", wie ein bestürzter Kardinal es nennt, die wahren Umstände von Jesus Christus Verhaftung als Film rekonstruiert. Man merkt in Hohlbeins Schilderungen schnell, dass er zwar hochspannend schreibt, jedoch hauptsächlich Schablonen-Charaktere verwendet. Aber vor allem die Exposition des Romans erinnert stark an "Sakrileg", den Bestseller von Dan Brown. "Eine gewisse Ähnlichkeit ist da, damit muss ich jetzt leben", sagt Hohlbein.

Die Fans nutzten die Fragestunde nach der Vorlesung vor allem, um mehr über die Arbeit Hohlbeins zu erfahren. So kam heraus, dass er noch immer 80 Prozent seiner Texte mit der Hand schreibt. Und dass Schreiben wirklich sein Leben ist. "Ich weiß gar nicht, ob ich Freizeit, wie Sie das meinen, habe", antwortete er einem Zuschauer. "Ich wollte immer ein reicher und berühmter Schriftsteller sein. An einem von beiden arbeite ich noch."

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