Katalanischer Autor Cabré stellt neuen Roman in Bonn vor

Rückblende in Gegenwart - Spannender Roman über Krieg, Liebe und Verrat

Katalanischer Autor Cabré stellt neuen Roman in Bonn vor
Foto: Fischer

Bonn. Die katalanische Kultur ist das zentrale Thema der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, und so war es Ehrensache, dass im Bonner Haus der Sprache und Literatur ein bedeutender katalanischer Schriftsteller eines seiner Bücher präsentieren sollte.

Mit Jaume Cabré kam gleich einer der populärsten. Gemeinsam mit der Übersetzerin Kirsten Brandt und dem Schauspieler Dietmar Mues stellte Cabré seinen Roman "Die Stimmen des Flusses" vor.

Das Buch handelt von Krieg, Liebe und Verrat. Aus dem Stoff, aus dem sonst gern Schmachtfetzen gemacht sind, konstruiert der katalanische Autor eine spannende Handlung um den Dorfschullehrer Oriol Fontelles, der in einem Pyrenäendorf nach dem spanischen Bürgerkrieg als Märtyrer des Franquismus in die örtliche Geschichte eingeht.

Jahrzehnte danach findet die neue Lehrerin Tina Bros eine alte Zigarrenschachtel mit Aufzeichnungen Fontelles, welche die bekannte Geschichte in Frage stellen. Tinas Neugier wird geweckt, stößt bei manchem Dorfbewohner, der die faschistische Vergangenheit Spaniens lieber ruhen lassen würde, aber auf wenig Gegenliebe.

Zwischen diesen und weiteren Handlungssträngen springt der Roman oftmals innerhalb eines Satzes vor und zurück. Mues sprach von einer "Schnitttechnik, der es gelingt, die Vergangenheit so gegenwärtig zu machen, dass sie fast gegenwärtiger wirkt als die Gegenwart", und von einem "Film, bei dem die Rückblenden seltsamerweise in die Gegenwart führen".

Ebenso impulsiv wie humorvoll erklärte der Autor seine Arbeitsweise, erst die Figuren zu erfinden und auszuwählen, dann eine Zeit und einen Ort für sie zu finden und die Handlung sich dann erst aus den natürlichen Interaktionen der Charaktere entwickeln zu lassen.

Manchmal müsse er eine Figur an einen Stuhl binden und sagen: "So! Du bleibst jetzt hier!", um sie daran zu hindern, dem Roman zu entschleichen, und recht häufig käme plötzlich eine neue Figur hinzu, "die mir niemand vorgestellt hat. Die Romanstellen, die Mues vorlas, waren mindestens ebenso bildhaft und ausschweifend wie Cabrés Ausführungen. Und sehr musikalisch im Klang.

Jaume Cabré: Die Stimmen des Flusses. Insel Verlag. 671 S., 22,80 Euro.

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