Kapitalistischer Ablasshandel

Volker Pispers mit "aktuellen Klassikern" im Bonner Pantheon - "In einem Land, dass genug Geld hat um die Bücher von Dieter Bohlen zu kaufen, da sind die Steuern noch nicht hoch genug"

Bonn. Im November 1982 stand Volker Pispers zum ersten Mal mit eigenen Texten auf einer Bühne. Jetzt feiert er sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Im Bonner Pantheon gab Volker Pispers seine "aktuellen Klassiker aus 20 Jahren Solokabarett" zum Besten. Unter dem Titel "Bis Neulich" rechnet der Träger des deutschen Kleinkunstpreises mit den Regierenden ab und dem Publikum etwas vor.

Mit sprachlicher Eleganz kämpft er gegen die Dumpfheit.

Lustvoll jongliert er mit Zahlen, Fakten und Worten, und redet das Publikum so schwindelig, dass es den Schwindel durchschaut.

Hierbei urteilt er gnadenlos, denn "in einem Land, dass genug Geld hat um die Bücher von Dieter Bohlen zu kaufen, da sind die Steuern noch nicht hoch genug". Mit schnellen Strichen skizziert er eine Bundesrepublik, in der Rot-Grün einen "Kurswechsel ohne Richtungsänderung" probt.

Wir sitzen alle im selben Boot und verteilen uns auf verschiedenen Decks - das ist die Botschaft: "Natürlich werden jetzt alle bei uns zur Kasse gebeten. Entscheidend ist nur, ob man abhebt oder einzahlt."

Ohne Zweifel ist Pispers einer der profiliertesten und sympathischsten politischen Kabarettisten der Republik. Sein Programm "Bis Neulich" ist eine Reise durch gesellschaftliche Irrungen und Wirrungen der letzten zwei Jahrzehnte.

Er erinnert noch einmal an die längst vergessene Angst vor japanischer Wirtschaftsmacht; er denkt die Steuer- und Wiedervereinigungslügen seit 1990 weiter, rechnet aus, ob Ossis, Bergarbeiter oder Bauern billiger sind und kommt zu dem Schluss, dass man mehr Kassenärzte zu Ossis umbilden sollte.

Mit Gesprächen über studierte FAZ-Skinheads, Chemieunglücke, Karneval und Chaos-Tage zeigt Volker Pispers, dass er die politische Landschaft gut beobachtet hat. Er, der eigentlich Lehrer werden wollte, lehrt uns die Erkenntnis, dass 2030 zwei Gebissträger auf einen Leistungsträger kommen werden.

Doch er ist zuversichtlich für ein Volk, das mit alkoholfreien Bier so prima zurechtkommt ("So ein Volk wird irgendwann auch mit sauerstofffreier Luft klarkommen"). Noch zuversichtlicher ist er bei Kabarettliebhabern: "Kabarett ist moderner Ablasshandel. Nach dem Ende des Kapitalismus können Sie mit Ihren Eintrittskarten belegen, dass Sie im Widerstand waren."

Volker Pispers ist am Dienstag, 1.April, sowie am Dienstag, 13.Mai, und Mittwoch, 28. Mai, wieder im Pantheon.

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