Kampf um die Fleischtöpfe: Brechts "Johanna" im Theater im Ballsaal

Frank Heuels Inszenierung im Theater im Ballsaal steigert die Konflikte des Dramas ins Opernhafte, Stilisierte, Rauschhafte; die politische Essenz wird ästhetisch ausformuliert. Das fabelhafte sechsköpfige Ensemble geht singend, agitierend, manchmal tanzend an die Grenzen.

 Justine Hauer als Brechts Johanna.

Justine Hauer als Brechts Johanna.

Foto: Ralf Emmerich

Bonn. Bertolt Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" ist ein Museumsstück. Die Geschichte von Johanna Dark, die zu sehr an Gott und das Gute im Menschen glaubt und zu wenig an Klassenkampf und Gewalt, ist historisch, erledigt.

Auch wenn der entfesselte Kapitalismus, den Brechts in Amerika nach dem Börsencrash 1929 spielendes Stück thematisiert, gewiss einige Bezüge zur Gegenwart aufweist. Frank Heuels Inszenierung im Theater im Ballsaal steigert die Konflikte des Dramas ins Opernhafte, Stilisierte, Rauschhafte; die politische Essenz wird ästhetisch ausformuliert.

Das fabelhafte sechsköpfige Ensemble geht singend, agitierend, manchmal tanzend an die Grenzen. Menschen und ihre Gier (oder Güte) werden hier aufs Wesentliche reduziert, in ihrer Nacktheit ausgestellt, das übrigens im Wortsinn.

Das (Über)Leben ist ein Kampf, immer wieder wird frostige Kälte spürbar, und das Schlachthof-Blut fließt in Strömen. Die Figuren erscheinen austauschbar, den cleveren Kapitalisten Mauler zum Beispiel übernehmen mehrere Schauspieler. Traurig, aber wahr: Die Gier ist faszinierender als das Gutmenschentum. Ästhetisch betrachtet.

Noch einmal am Samstag und Sonntag; Karten unter der Telefonnummer: (0 22 8) 79 79 01.

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