Kabarettfest im Pantheon hatte es in sich

Defekte Mikrofone vor und empörte Zwischenrufe nach der Pause unterbrachen beim 75. Kabarettfest den sonst so routinierten Lauf. "Ars Vitalis" und Moderator Dieter Nuhr, demonstrierten souverän, wie Profis mit solchen Zwischenfällen umgehen.

Bonn. Dieses Jubiläum hatte es in sich: Defekte Mikrofone vor und empörte Zwischenrufe nach der Pause unterbrachen jetzt beim 75. WDR-Kabarettfest im Pantheon den sonst so routinierten Lauf des Abends.

Wobei sowohl "Ars Vitalis" als auch Moderator Dieter Nuhr, dessen Ausführungen über Gott und die Religion einige Zuschauer zu offenem Widerspruch herausgefordert hatten, dem Rest des Publikums souverän demonstrierten, wie Profis mit solchen Zwischenfällen umgehen.

Während Nuhr sich spontan ins Protest-Jahr 1968 zurückversetzt fühlte - "So ungefähr muss das damals gewesen sein" -, wiederholten die drei Musikkabarettisten kurzerhand die ersten beiden Stücke, damit später auch die Radiohörer in deren Genuss kommen. So wie die Zuschauer im Saal, die sich die unverhoffte Zugabe des Kult-Trios gern gefallen ließen.

Zwar war Nuhr Alles in Allem schon besser in Form, witziger und eloquenter als ausgerechnet an diesem Abend, aber ob die Bemerkung "Wer glaubt zu wissen, was Gott will, sollte mal was anderes rauchen" tatsächlich dazu angetan ist, religiöse Gefühle zu verletzen, sei einmal dahingestellt.

Die Aufgabe, die verkorkste Stimmung des Abends zu retten, fiel anschließend Nessi Tausendschön zu. Wofür sie sich als "Reisende in Sachen Frustschutz" geradezu prädestiniert fühlte: "Sie hier jedenfalls können es tüchtig brauchen." In einem langen roten Schlauchkleid besang die "Konifere des Ausdruckstanzes" die neue deutsche Leichtigkeit und machte die Misstöne zuvor damit schnell wieder vergessen.

Christoph Sieber hingegen, Absolvent der Essener Folkwang-Schule, fühlt sich als Kabarettist dieser Tage doch leicht unterfordert. Ihm reicht es nun wirklich nicht, nur den Namen Guido Westerwelle in den Saal zu rufen, er hat schon andere Opfer im Auge.

Den Lehrer zum Beispiel: "Er treibt sich gern im Kabarett herum, weil er da vor seinen Schülern relativ sicher ist. Denn die eine Hälfte spricht kein Deutsch, die andere kommt aus dem Ausland." Sei's drum: Von dem Traumjob "im Sommer frei und sonst nur halbtags" ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Das muss am Ende auch Sieber zugestehen.

Bernd Regenauer aus Nürnberg käme dergleichen wohl nie über die Lippen. Seinen Missmut versteht er als Lokalpatriotismus. Ob der Teufel aber tatsächlich in Franken zu Hause ist? Die Antwort bleibt Regenauer den Bonnern schuldig. Dafür hat er Zeit für originelle Wortspiele über den "Arbeitsplatz, der zum Arbeitsplätzchen wird, an dem der Arbeitnehmer dann zu kauen hat". Ein paar Pointen mögen zwar schon Staub angesetzt haben. Wenn er die rauswirft, stimmt's wieder.

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