Junge Autoren finden ihr Forum

Das Theater Bonn zeigt ab Dienstag unter dem Titel "Achtung! Gegenwart!" zeitgenössische Stücke - Mit der Premiere von "Salzwasser" wird zugleich die Spielstätte Noteingang eröffnet

  Eine Blutschuld  überschattet die Familiengeschichte der Fitzgeralds in Marina Carrs Stück "Ariel"

Eine Blutschuld überschattet die Familiengeschichte der Fitzgeralds in Marina Carrs Stück "Ariel"

Foto: Beu

Bonn. (ga) "Machen Sie nur, daß es gegeben wird," flehte einst ein junger Dichter den Wiener Intendanten an. Jede Bedingung sei ihm gleichgültig, solange sein Drama nur zur Aufführung käme. Doch der Brief überzeugte den Intendanten nicht. Und der Autor war ein weiteres Mal von der finanziellen Unterstützung seiner Schwester abhängig.

Heute hätte er wohl kaum so zu kämpfen, um seine Stücke durchzusetzen, denn der Verfasser dieses Briefs war niemand anderes als Heinrich von Kleist. Sein Beispiel zeigt: Autoren - damals ebenso wie heute - brauchen ein Forum für ihre Kunst, eine Bühne, auf der sie ihr Können beweisen dürfen.

Die Förderung zeitgenössischer Dramatik ist daher eine Aufgabe, der sich auch das Theater Bonn verschrieben hat. In den ersten Monaten unter neuer Leitung hat das Theater bereits fünf neue Stücke auf die Bühne gebracht. Diese werden nun von Dienstag bis Sonntag, 7. März, innerhalb einer Festivalwoche gezeigt, ein sechstes wird in dieser Zeit zur Premiere kommen. Dazu gibt es Beiprogramme, Diskussionen und Lesungen - und darüber steht die Überschrift "Achtung! Gegenwart!".

Am Dienstag beginnt um 20 Uhr in der Werkstatt die vorerst letzte Vorstellung von "Männerhort". Die Uraufführung einer Komödie des jungen Dramatikers Kristof Magnusson entwickelte sich in der Inszenierung von Kay Voges in kürzester Zeit zum Kulthit.

Hier treffen vier geplagte Männer aufeinander, die sich im Keller eines Einkaufszentrums vor ihren einkaufswütigen Frauen verstecken - und doch immer wieder feststellen müssen, wie sehr sie alle um das scheinbar lästige andere Geschlecht kreisen. Im Anschluss gibt es eine Eröffnungsfeier im Werkstattfoyer.

Am Mittwochabend um 19.30 Uhr feiert ein Stück des irischen Autors Conor McPherson seine Bonner Premiere: "Salzwasser". Damit wird zugleich ein neuer Spielort eröffnet, der Noteingang (Opernhaus-Foyer). Klaus Weise hat McPhersons Geschichte um drei junge Männer, die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden zwischen Armut, Familienehre, Zukunftsangst und Kriminalität, als eine Art irisches Road Movie inszeniert.

Am Donnerstag, 4. März, zeigt das Theater Bonn um 19.30 Uhr in den Kammerspielen "Lantana" von Andrew Bovell: Eine Frau verschwindet und ein Mann wird des Mordes verdächtigt; zwei Beziehungen und vier Lebensentwürfe werden durch einen doppelten Seitensprung erschüttert - ein Vexierspiel, ein Thriller, ein Beziehungsdrama, ein Spiel um Identität und mit Identitäten, inszeniert von Klaus Weise. Im Anschluss ist das Publikum eingeladen zur Tangonacht im Foyer, mit Livemusik und DJ.

Am kommenden Freitag ist um 19.30 Uhr in den Kammerspielen eine weitere Uraufführung zu sehen: "Herr Mautz - Ein angenehmes Stück von Frau Berg". Den Text hat Sibylle Berg eigens für den Schauspieler Rolf Mautz geschrieben. Es ist die Geschichte eines Mannes, der nach Thailand reist, um von seinem Leben Abschied zu nehmen, und es noch einmal Revue passieren lässt.

Eine weitere Inszenierung von Klaus Weise. Im Noteingang (Opernhaus-Foyer) verbirgt sich am 5. März um 22 Uhr hinter dem Namen "Neue Dramatik" die szenische Lesung eines ganz aktuellen Stücks, das bisher noch keine Uraufführung hatte und in Bonn erstmals einem Publikum vorgestellt wird.

Am 6. März ist um 19.30 Uhr in den Kammerspielen die deutschsprachige Erstaufführung von "Ariel" zu sehen. Das neue Stück der Irin Marina Carr wurde ebenfalls von Klaus Weise inszeniert und erzählt die Familiengeschichte der Fitzgeralds, die überschattet ist von einer alten Blutschuld, aus deren Bann sich niemand zu befreien vermag.

Am 7. März 2004 um 11 Uhr laden das Theater Bonn und die Theatergemeinde zu einer Matinee ins Foyer der Kammerspiele. Das Thema an diesem Vormittag lautet "Achtung! Gegenwart! Zeitgenössische Dramatik in der Diskussion".

Um 18 Uhr ist in den Kammerspielen "Splendour" zu sehen, ein Stück der walisischen Autorin Abi Morgan, in einer Inszenierung von Christoph Ernst. Darin geht es um vier Frauen, mehr oder weniger zufällig in der Villa eines Diktators zusammengeworfen, während draußen Kämpfe toben. Die Festivalwoche endet mit einem Konzert der Männerhort-Band "The MannMannMannManns".

Ein Festivalticket für das Gesamtprogramm (ausgenommen die Premiere Salzwasser) gibt es für 30 Euro (ermäßigt 15 Euro). Mit dem Festivalticket erhalten die Zuschauer an den Vorverkaufskassen des Theaters Bonn kostenlos eine Eintrittskarte für die jeweilige Veranstaltung.

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