Konzert im Kölner Underground Joris auf dem Weg nach oben

Köln · Joris schwimmt auf einer Erfolgswelle, die ihn ins ausverkaufte Kölner Underground spülte - und ihn bejubelt weitertragen wird. Der 25-Jährige hat einen Lauf, den er selbst kaum fassen kann, und über dessen Gründe er nicht weiter nachdenken will.

 Sänger Joris bei der Echo-Verleihung im März 2015. FOTO: DPA

Sänger Joris bei der Echo-Verleihung im März 2015. FOTO: DPA

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Er weiß nur, dass es sich gut anfühlt, wenn das Konzert - wie an diesem Abend - ausverkauft ist und seine Texte aus Hunderten von Kehlen mitgesungen werden. Der Frage nach den Gründen für seinen Erfolg weicht er im Gespräch vor dem Konzert aus. Der 25-jährige Joris kommt aus dem beschaulichen Vlotho in der Nähe von Bielefeld. Sein Vater ist vielbeschäftigter Kinderarzt, seine Mutter spielt Blockflöte, singt im Chor. Vom Vater übernimmt er den durchsetzungsfähigen Realismus, von der Mutter den Sinn für Musik. Gute Voraussetzungen für jemanden, der es wagt, als Musiker sein Glück zu machen.

Einen Plan B bei einem möglichen Misserfolg hat er nicht. Aber er weiß, was er will, zum Beispiel diese Clubtour, von der man ihm abgeraten hatte. Sein Debüt-Album "Hoffnungslos Hoffnungsvoll" ist gerade erst erschienen, zu früh, um bereits auf Tour zu gehen. Seine Sturheit hat Erfolg. Er bekommt die Tour, und sie ist ausverkauft. Für Köln war das kleine Studio 672 vorgesehen. Die Nachfrage ist so groß, dass man ins Underground gehen muss. Auch dieser Club platzt aus allen Nähten. Joris mag ein Newcomer sein, dessen Debüt aus dem Nichts auf Platz drei der Albumcharts vorstürmen konnte, aber die kleinen Bühnen weiß er sicher zu bespielen. Das überwiegend junge Publikum und die Eingängigkeit seiner Stücke machen es ihm leicht.

Der Opener "Schnee" hat jene aufgeraute Melancholie, die ohne das Weinerliche eines Philip Poisell auskommend, die Seele am frühen Morgen im warmen Bett angenehm baumeln lassen lässt. Es folgt mit "Neustart" ein flockiger Kick, der einen mit einer guten Portion Energie für den Tag versorgen kann. Melancholie mit Lebensfreude zu verbinden, macht den Kern von Joris flauschigem Pop aus. Sein junges, leicht gerautes Timbre, das manchmal an seinen Label-Freund Casper, aber auch an Clueso erinnert, gibt ihm die Möglichkeit, Nachdenklichkeit und Beschwingtheit gleichzeitig auszudrücken. Die melancholischen Stücke sind seine Stärke.

Einer der bewegendsten Momente des Abends ist das Stück "Stadt in den Wolken", eines Mischung aus Cluesos "Chicago" und einer Prise "Oh,oh,oh" Coldplay-Mitsingrefrain. Ein Moment zum Träumen, zum Fliegen. Mit diesem Gefühl beenden "Schneckenhaus" und "Hoffnungslos Hoffnungsvoll" das Konzert. Sie treffen den Nerv der Fans punktgenau. Joris hat den Bogen raus. Am 10. Oktober wird die Bühne in Köln größer sein. Dann tritt er im Kölner Stollwerck auf.

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