Kabarettist und Autor Jochen Malmsheimers neues Solo im Pantheon

Bonn · Es muss an dieser Stelle einfach mal gesagt werden: Liebe kann genial sein. Zum Beispiel die des Kabarettisten und Autors Jochen Malmsheimer zu seiner Muttersprache. Und sie wird erwidert. Voll und ganz - wie die Zuschauer im ausverkauften Pantheon nun zu hören bekamen.

Hat das Programm "Flieg Fisch, lies und gesunde!" seinen Titel einer geheimen Konferenz der Bücher im heimischen Arbeitszimmer zu verdanken, legt der Bochumer in seinem aktuellen Solo "Ermpftschnuggn trødå!" nun noch eins drauf.

Zwar könnte es sich bei diesem Ausspruch in Neandertaler Zunge um eine Banalität wie "Hier müsste mal einer feucht durchwischen" handeln. Aber wer sich mit dergleichen zufrieden gibt, kennt Malmsheimer schlecht.

Die von ihm wortreich beschriebene Szenerie aus dem Alltag unserer in Höhlen lebenden Vorfahren unweit von Düsseldorf lässt in ihrer barocken Lust am Derben, Ursprünglichen und manchmal auch herzhaft Widerlichen so mancherlei Schlüsse zu.

Sollte es gar eine Aufforderung sein, mal einen Gang herunterzuschalten, sich zu entspannen, zu "chillen" - wie es hierzulande längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist? Wir wissen es nicht.

Sind aber damit schon mitten im wahrhaft fulminanten und - ja sagen wir's ruhig: genialen - Abschluss dieses Programms mit dem schönen Untertitel "Hinterm Staunen kauert die Frappanz". Wer außer Malmsheimer wäre willens und imstande, uns in eine Vollversammlung deutscher Wörter einzuladen?

Den Vorsitz führt ein per Zufall aus dem Standardwerk der Gebrüder Grimm ausgewählter Kandidat. Auf der Tagesordnung: Die Aufnahme des Begriffs "Chillen" und ein Aufruf des weisen Vorsitzenden zu Toleranz und Weltläufigkeit. Denn davon lebt die Sprache. Malmsheimers ... und unsere auch.

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