Jan Delay im Kölner Palladium Jetzt wird's richtig rockig

KÖLN · Sie ist wunderschön, da gibt's nur ein Problem, - sie kann nicht tanzen", beklagt sich singend Jan Delay auf der Bühne im restlos ausverkauften Palladium.

 "Paadie": Der Hamburger Jan Delay bringt Stimmung in die Kölner Konzerthalle.

"Paadie": Der Hamburger Jan Delay bringt Stimmung in die Kölner Konzerthalle.

Foto: Thomas Brill

Doch dieses Problem bleibt für den Hamburger Sänger, Musiker und - jawohl - Entertainer rein theoretischer Natur. Schließlich versteht sich der 38-Jährige, der in seinem schwarzen Anzug mit Krawatte, Hut und Sonnenbrille aussieht wie ein Blues Brother, der versehentlich in der Kochwäsche eingelaufen ist, ganz hervorragend auf das "Paadie machen". Gut 4000 Fans tanzen, was das - allerdings beschränkte - Platzangebot sowie die Kondition in der stickigen Hallen-Atmosphäre hergeben.

Den Konzertstart feiert Delay, der von seiner exzellenten Begleitband Disko No. 1 - darunter drei Bläser sowie drei Sängerinnen - unterstützt wird, mit "Liebe" und dann lassen sich die Fans nicht lange bitten, und singen den Refrain "Wir machen das klar" von "Klar" aus voller Kehle mit. Es groovt soulig, bevor Jan Delay dann, allerdings im übertragenen Sinn, die schwarze Lederjacke anzieht, und versucht, das Palladium in wahrsten Sinn des Wortes zu rocken.

Mit seinem aktuellen Album "Hammer und Michel" will er, nachdem er in den Neunzigern als Jan Philipp Eißfeldt gemeinsam mit "Absolute Beginner" deutschem Hip-Hop bereichert, und danach mit Disko No. 1 mit Reggae und Soul Erfolge feiern konnte, jetzt auch noch rockiges Terrain beackern. Zunächst mit dem Lied "Wacken" will er stumpf headbangenden Rock-Veteranen mal zeigen, wo beim Hamburger Michel der Rock-Hammer hängt und wie man richtig abfeiert.

Seine Musik entwickelt trotz der Klang-Reverenzen mit klassischen Gitarrenriffs von Red Hot Chili Peppers bis Led Zeppelin aber nicht wirklich Rock-Ambition, weder will oder kann sie provozieren, noch funktioniert sie als Persiflage. Letztlich will Jan Delay nur spielen und natürlich augenzwinkernden Spaß haben, wie er sich am besten zu "Action" im bodenständigen Shuffle-Beat zeigt. Sein Pöseldorf-Schnöseldorf-Näsel-Nuschel-Gesang, der häufig nach kastriertem Lindenberg klingt, ist letztlich Geschmackssache, klar ist aber, dass Delay, Band und Chor zweifellos zu den popmusikalischen Partymachern No.1 zählen.

Die Stimmung erlebt keinen Durchhänger, steigert sich bis zu seinem Hit "Oh Jonny", bis nach mehreren Zugaben und frenetischem Jubel die "Paadie" dann doch vorbei ist.

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