Autoren-Lesung in Rösberg Jenny Schon liest am Freitag über das "Rebellische Vorgebirge"

ALFTER · "Donnerschlag", dachte sich Jenny Schon. "Das hast du gar nicht mitgekriegt." Die Schriftstellerin und Stadtführerin, die seit dem Mauerbau in Berlin lebt, ist in Brühl aufgewachsen und besucht dort regelmäßig ihre Mutter, doch vom Friedensweg im Vorgebirge hatte sie bisher nichts gehört.

 Jenny Schon besuchte den Friedensweg in diesem Sommer.

Jenny Schon besuchte den Friedensweg in diesem Sommer.

Foto: Repro: GA

In diesem Jahr erst hat die 70-Jährige die in Stein gemeißelten Friedensbotschaften des Alfterer Landwirtes Wilhelm Maucher (1903-1993) kennengelernt, die er 1978 unterhalb des früheren Ausflugslokals "Heimatblick" auf der Höhe zwischen Alfter und Roisdorf verlegte. Das hat Jenny Schon zu einer Lesung über das "Rebellische Vorgebirge" inspiriert, die am Freitag, 18. Oktober, im Rösberger Trimborn-Hof stattfindet.

"Von der Sprache her wirken die Gebote zwar etwas ältlich, aber die Inhalte sind in Ordnung", findet Jenny Schon. Besonders gefällt ihr zum Beispiel das Gebot Nummer zehn: "Vor Diktaturen und Schikanen behütet uns." Die Friedensbotschaften haben sie beeindruckt: "Du meine Güte, der ist zwar älter als ich, aber er hat die gleichen Dinge angeprangert, gegen die ich früher in Berlin auf die Straße gegangen bin."

Bei ihrer Lesung wird die Schriftstellerin mit eigenen Gedichten auf die Aussagen reagieren. "Ich habe sie nach meinem Gefühl aus meinem Werk ausgesucht", erläutert sie. Der Erlös der Veranstaltung geht an den Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte", in dem sich die Arbeitsgruppe Friedensweg seit Jahren für die Pflege und den Erhalt der Anlage einsetzt. "Ich finde es großartig, dass junge Leute diesen Friedensweg am Leben erhalten", sagt Schon, die auf Umwegen auf dieses Heimatdenkmal stieß.

Da war zum einen die Initiative der Heimatfreunde Roisdorf und ihres Vorsitzenden Ernst Gierlich, bedrohte Wörter im Vorgebirgsplatt vor dem Aussterben zu retten. An der Aktion beteiligte sich Jenny Schon mit dem Wort "Knurschele" für Stachelbeere, und der Kontakt mit dem Verein ergab die ersten Hinweise auf den Friedensweg. Dann entdeckte Jenny Schon bei einem Besuch in ihrer Lieblingsbuchhandlung in Brühl das Buch "Der Vorgebirgsrebell" über Wilhelm Maucher, das 2011 vom Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte" herausgegeben worden und im Kölner Verlag Roland Reischl erschienen war. Schnell ergab ein Kontakt den anderen. Spontan sagte Jenny Schon, der Vorname hat als Künstlername ihren ursprünglichen Vornamen Helga ersetzt, eine Lesung zu. Und beim nächsten Besuch im Vorgebirge hat sie sich die Gebote dann vor Ort angeschaut. Nach ihnen, so der Wunsch des Brombeerweinproduzenten und Friedenskämpfers Maucher, "sollen alle Politiker und Machthaber dieser Erde handeln".

Wie sehr sich Jenny Schon dem Vorgebirge verbunden fühlt, hat sie bereits in ihrem 2012 erschienenen Buch "Rheinisches Rondeau", trafo Verlag Berlin, unter Beweis gestellt. Darin beschreibt sie in Gedichten und Erzählungen das Brühl der 50er Jahre und wie sie dort aufgewachsen ist.

Information

Die Lesung "Rebellisches Vorgebirge" beginnt am Freitag, 18. Oktober, um 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr) im Kleinen Hofcafé im Trimborn-Hof, Hemmergasse 49, in Bornheim-Rösberg. Der Eintritt beträgt zehn Euro und schließt einen Imbiss ein. Um eine Anmeldung wird gebeten unter Telefon 0 22 27/92 13/88.

Aus ihrem Buch "Rheinisches Rondeau" liest Jenny Schon am Mittwoch, 16. Oktober, um 14.30 Uhr im Nachbarschaftszentrum Bonn Brüser Berg, Fahrenheitstraße 49, und am 21. Oktober, 19 Uhr, Café Regenbogen, Carl-Schurz-Straße 8, Brühl.

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