Konzert im Tanzbrunnen James Morrison begeisterte in Köln

Köln · Mit Sommerkonzerten unter freiem Himmel ist das so eine Sache: weil man die Witterung nicht im Griff hat. Der Regen verschonte jetzt im Tanzbrunnen nicht einmal James Morrison.

 Blasser Barde, große Töne: Der Brite James Morrison am Tanzbrunnen in Köln.

Blasser Barde, große Töne: Der Brite James Morrison am Tanzbrunnen in Köln.

Foto: Thomas Brill

Im Fall der sympathischen Norwegerin Marit Larsen (28) im Vorprogramm hielten die Himmelsschleusen noch so lange dicht, bis sie mit "If A Song Could Get Me You" das Lied gesungen hatte, auf das alle warteten.

Morrison, seine Band und 3000 Fans erwischt es danach weitaus übler. Wer kann, flüchtet unter die weißen Schirme vor der Bühne, um dort vor dem einsetzenden Regen Schutz zu suchen.

Mit "Beautiful Life" vom 2011 veröffentlichten Album "The Awakening" lässt es der 27-jährige Brite langsam angehen, auch mit "In My Dreams" oder "Say Something Now" kann der Sänger, der es vom lokalen Idol zum Plattenmillionär brachte, nur zögerlich Begeisterung entfachen.

Ab "I Won't Let You Go" geht dann aber richtig die Post ab, und spätestens bei der Akustik-Version von "Broken Strings" hat Morrison alle voll im Griff. Binnen der 90 Minuten, die sein Auftritt währt, steigert er sich mächtig.

Sein Soul unter Christbaumkugeln - eine Assoziation, die sich bei den Zuschauern angesichts der sieben riesigen Kugeln mit Goldgespinst, die die Bühne dominieren, unweigerlich einstellt - ist überaus gehaltvoll, anfachend und so schwarz, dass man nie vermuten würde, dass diese Töne der Kehle eines blassen Barden aus Rugby entstammen. Nur so kann man vielleicht erklären, dass sogar das Wagnis, einen Stevie-Wonder-Song zu covern, nicht im Fiasko endet, sondern satten Groove garantiert.

Mit "One Life" legt Morrison noch ein paar Schippchen Kohle mehr aufs ohnehin schon lichterloh brennende Feuer. In der Ansprache erweist er sich zudem als ungewohnt sensibel, denn während seine Kollegen das Publikum global mit "guys" betiteln, richtet er sich, explizit, an die "ladies and gentlemen, boys and girls".

Wenn nach dem letzten Stück ein sehnsüchtiges Heulen über den Platz vor der Bühne gellt, dann lockt das den Sänger, seine fünf Musiker und die zwei Background-Frauen tatsächlich noch einmal hervor. Aber für mehr als zwei Zugaben reicht es leider nicht mehr. Nach "Wonderful World" ist um 21.30 Uhr endgültig Schluss. Da ist der Regen schon lange vorbei.

30 Minuten wären locker noch drin gewesen, und die Christbaumkugeln im vollen Glanz, die hätte man auch gern gesehen.

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