Lanxess-Arena in Köln James Blunt legt eine Punktlandung hin

Köln · Schatz, wenn du mich liebst, dann kommst du mit zu James Blunt!" Angesichts der im Innenraum zwar komplett bestuhlten, aber mit 13.000 Menschen dennoch ausverkauften Lanxess-Arena, kommt man Samstagabend nicht umhin, daran zu glauben, dass ein liebendes Herz alles überwindet.

 Barde im Overall: James Blunt lässt in Köln Herzen dahinschmelzen wie Butter.

Barde im Overall: James Blunt lässt in Köln Herzen dahinschmelzen wie Butter.

Foto: Thomas Brill

Sogar die Vorurteile, die sich hartnäckig halten, wenn es um den Briten geht, der es mit solchen Stücken wie "You're Beautiful", "Carry You Home" oder "I Really Want You" geschafft hat, drei Welttourneen zu stemmen, es auf sechs Grammy-Nominierungen zu bringen und über 20 Millionen Tonträger zu verkaufen.

Während Frauen dem 40-Jährigen nur zu gerne glauben würden, wie schön sie sind, sich ohne groß zu diskutieren auf seinen Armen nach Hause tragen lassen würden und von ihm gewollt zu sein, ganz eindeutig auf sich beziehen, finden Männer für den Barden mit der sanften Stimme meist harsche Worte. "Weichei", "Frauenversteher" und "Jodelheini" gehören dabei noch zu den nettesten. Mit diesem Wissen ist die Anzahl der Paare, die man Samstagabend sieht, erstaunlich hoch. Oder einfach nur logisch. Denn wer mag sich schon von seiner Liebsten unterstellen lassen, er schätze sie nicht genug? Und vor diesem Hintergrund einen Streit riskieren?

Am Ende - nach 19 Stücken und drei Zugaben in rund 100 Minuten - hat er sie alle. Nicht nur die, die schon vor Beginn des Konzerts dahinschmolzen wie Butter in der Sahara, sondern auch die Mitgebrachten, Widerstrebenden, mit Vorurteilen Befrachteten. Denn das, was Blunt und seine sechs exzellenten Musiker da abliefern, ist eine brillante Show. Technisch, dramaturgisch, klanglich perfekt, ausgefeilt bis hin zum letzten Seufzer, zum letzten "Dankeschön Köln" und zum letzten Verperlen der Klänge.

Den roten Faden für den Mix aus alten und neuen Songs, aus rockigen Partien und herzbewegenden Balladen bildet das aktuelle, am 18. Oktober veröffentlichte Album "Moon Landing". Dass dafür als Intro, nicht sehr originell, der "2001: Odyssee im Weltraum"-Soundtrack verwendet wird, vergisst (und vergibt) man schnell. Blunt und Band treten in Overalls auf, die man für die von Space-Shuttle-Technikern halten könnte, auf der Leinwand entfalten sich die unendlichen Weiten des Weltalls, technische Zeichnungen rollen ab, Astronauten gehen ihrer Arbeit nach, Kennedy verkündet, dass man die Mission Mondlandung angehen wolle.

Auch Blunt landet insofern auf den Punkt. Klugerweise - auch das ist Teil des gelungenen Konzepts - nicht dadurch, dass er sämtliche Stücke der neuen Scheibe an die Fans bringt, sondern auch genügend Raum für unverzichtbare Hits lässt. Wobei "You're Beautiful", "Carry You Home" und "I Really Want You" natürlich ganz vorne rangieren. Wenn man künftig, in klaren Nächten, einen Blick nach oben wirft, dann sieht der Mann im Mond plötzlich ganz anders aus, als man ihn sich vorgestellt hat. Die Ähnlichkeit mit James Blunt ist verblüffend.

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