In der Tradition von Johannes Brahms Israelischer Klarinettistin Sharon Kam gastierte im Kanzlerbungalow

Bonn · Die israelische Klarinettistin Sharon Kam zählt zweifellos zu den schillernsten Virtuosenpersönlichkeiten, die auf diesem Instrument zu Hause sind. Das bestätigte sie nun auch beim zweiten Konzert im Kanzlerbungalow, bei dem sie von ihrem langjährigen Kammermusikpartner Itamar Golan begleitet wurde.

Mit ihm hat sie kürzlich eine neue Aufnahme mit dem Titel "Souvenirs" gemacht. Auch bei ihrem Konzert im Kanzlerbungalow waren einige Stücke dieser Platte zu hören. Den Anfang machten Kam und Golan mit Alban Bergs Vier Stücke op. 5. Bereits hier fiel in den beiden langsamen Stücken das nach innen gerichtete Spiel Kams auf, das fast meditativ wirkte und kaum mehr zu hören war. Nur schade, dass die so trockene Akustik des Kanzlerbungalows viel von diesem feinfühligen Spiel "schluckte".

Die ganze dynamische Bandbreite ihres Instruments führte Kam in der Klarinettensonate Gustav Jenners vor, dem einzigen Schüler von Johannes Brahms. In dessen musikalischer Tradition steht das Werk auch und klingt daher auch hochromantisch - obschon erst 1900 entstanden. In der zweiten Hälfte des Konzerts standen in erster Linie Werke auf dem Programm, die für Klarinette und Klavier bearbeitet wurden.

Den Anfang machten die beiden Musiker mit den Drei Romanzen op. 94 von Robert Schumann. Hier wurde besonders im Unisono-Anfang der dritten Romanze das perfekte Zusammenspiel der beiden Musiker hörbar, das nahezu blind funktionierte. Das charakterlich interessanteste und abwechslungsreichste Werk des Abends war vermutlich das Tema con variazioni des französischen Komponisten Jean Francaix.

Das späte, 1974 entstandene Stück bot sowohl lyrisch-ruhige Abschnitte, die Sharon Kam wunderbar gesanglich interpretierte, als auch furiose Teile sowie einen etwas "gestolperten" Walzer, den sie im Kanzlerbungalow mit viel Charme und Witz vortrug.

Abwechslungsreich gelangen dann auch verschiedene Bearbeitungen von Massenet, Granados und Kreisler. Für den anhaltenden und verdienten Applaus bedankten sich Sharon Kam und Itamar Golan mit Zugaben von Gabriel Fauré und Fritz Kreisler.

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