Videonale In zwei Wochen eröffnet Tasja Langenbach das Festival in Bonn

Bonn · Das Festival soll wieder als Festival spürbar werden, wünscht sich die neue Videonale-Chefin Tasja Langenbach (35). Mit einem Feuerwerk an Veranstaltungen will sie an den drei Festivaltagen rund um die Videonale-Eröffnung am 14. Februar im Kunstmuseum die Video-Fans anlocken und aktivieren.

 Bonn wird Treffpunkt der Videoszene: Das wünscht sich Tasja Langenbach.

Bonn wird Treffpunkt der Videoszene: Das wünscht sich Tasja Langenbach.

Foto: Kliemann

Sie will Bonn zum Treffpunkt der internationalen Videoszene machen, hofft auf Dialog und Diskussionen. Zu einem Festival gehören für Tasja Langenbach unbedingt Werkretrospektiven. Zwei Schwergewichte wird man in Bonn erleben, zwei Klassiker: Kenneth Anger wird am Start-Wochenende live und mit seinen Arbeiten zu sehen sein, Garry Hill prägt die Finissage der Videonale im April.

Der 85-jährige Anger, "der letzte noch lebende Avantgarde-Filmemacher" (Langenbach), wird mit Hauptwerken in Bonn und beim Kooperationspartner, der Stoschek-Sammlung in Düsseldorf, vertreten sein. Garry Hill, der schon in der Vergangenheit bei der Videonale gezeigt wurde, zählt mit seinen performativen Arbeiten für die Videonale-Chefin zu den Positionen, die viele Künstler beeinflusst und beschäftigt haben.

Mit einer stärkeren Vernetzung in der Stadt soll die Videonale für mehr Aufmerksamkeit sorgen: Ein Videonale-Parcours verbindet Institutionen des August-Macke-Viertels (Macke Haus, Kunstverein und Gesellschaft für Kunst und Gestaltung) sowie das Frankenbad mit dem Hauptspielort Kunstmuseum. So sehr sich Langenbach bei der Aufwertung des Festivals von ihrem Vorgänger Georg Elben unterscheidet, so eng bleibt sie, die seit 2008 mit der Videonale in Verbindung steht, bei Elbens Ausstellungskonzept.

Wobei sie auch hier - Stichwort: Ausstellungsarchitektur - neue Akzente setzt. Soweit es finanzierbar ist. Die Videonale 14 hat einen Etat von rund 240.000 Euro (öffentliche Gelder und Sponsorenmittel) für Festival und acht Wochen Ausstellung. "Das ist knapp, aber es geht", sagt sie mit Blick auf den immensen technischen Aufwand und das breite Programm. Tasja Langenbach hofft auf 9000 Besucher von Festival und Ausstellung.

Vor drei Wochen hat eine neunköpfige Jury 2116 Arbeiten gesichtet - 500 mehr als bei der letzten Videonale. "Wir sind gerade noch so durchgekommen", sagt Tasja Langenbach, verrät aber, dass sie natürlich nebenher zum Beispiel auch auf YouTube verfolgt, ob es bislang unentdeckte Talente gibt. Der dort oft zu findende "Amateur Style" ist inzwischen zur Sprache auch von arrivierteren Videokünstlern geworden. "Das Kunstsystem schaut auf YouTube, was da passiert, ist als Ästhetik, als Phänomen spannend", sagt Langenbach. Überhaupt sei vieles in Bewegung: "Video, Videoperformance, Kurzfilm - die Grenzen sind fließend."

Nach aktuellen Trends in der Videokunst gefragt, erzählt Langenbach von einer Tendenz zu ruhigen Naturbeobachtungen: Bäume bewegen sich vor statischer Kamera im Wind, es gibt die kontemplative Fahrt durch die Landschaft. "Besinnung auf die kleinen Momente angesichts der aktuellen Krisen", so erklärt sie diese neue Innerlichkeit, diesen Hang zur romantischen Weltsicht. Ein weiterer Trend im Video: "Es wird wahnsinnig viel geredet, es gibt viele persönliche Geschichten mit dokumentarischem Material."

Politische Themen befinden sich, so Tasja Langenbach, ebenso auf dem Rückzug wie performative Arbeiten, was die Videonale-Chefin sehr bedauert, "da gibt es keine neuen Ansätze, das ist vorbei". Was die Jury sonst noch bei den Einreichungen vermisst hat, sind Humor und Ironie. Immerhin: "Zwei, drei Arbeiten in der Ausstellung sind lustig, kurzweilig."

"Innovativ", das sollen die Arbeiten sein, erläutert Langenbach zu den Kriterien der Jury. "Was die Videonale nicht zeigt, sind klassische dokumentarische Filme, klassische Experimentalfilme, spielfilmartige Kurzfilme", was nicht bedeute, dass Dokumentarisches keine Chance habe, wenn es filmisch interessant aufgebaut sei. "Alles, was versucht, klassische Formate neu zu denken, aufzulösen, kommt in die Auswahl."

41 Arbeiten hat die Jury für die Ausstellung im Kunstmuseum ausgewählt. "Narratives ist dabei, Dokumentarisches, Animation, das Spektrum ist breit", sagt Langenbach. Mitte 20 sind die jüngsten Teilnehmer, einige haben in Bonn ihren ersten Auftritt, Frances Scholz und Christian Jankowski zählen zu den Arrivierten. "Die Mischung stimmt", verspricht Tasja Langenbach.

Weitere Informationen im Internet unter www.videonale.org

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