Mittelalter-Rock mit altertümlichen Instrumenten "In Extremo" begeistern im Kölner Palladium

Köln · Die Band In Extremo mischt im Kölner Palladium die Klänge von Rockgitarren und Drehleiern und schlägt dazu auch politische Töne an.

 Das letzte Einhorn: Frontmann Michael Robert Rhein.

Das letzte Einhorn: Frontmann Michael Robert Rhein.

Foto: Thomas Brill

Zwischen Galgen und Gauklern benötigen die Folk-Rocker von In Extremo nur wenige Takte, und schon fühlen sich die rund 3000 Fans im Kölner Palladium in das Szenario eines mittelalterlichen Marktes versetzt, auf dem das lautstarke Feilschen von den Klängen übermütig aufspielender Musikanten übertönt wird. Zu Funkenregen und Feuerzungen der aufwändigen Pyrotechnik hat Frontmann Michael Robert Rhein, von den Fans liebevoll „Das letzte Einhorn“ genannt, mit „Quid pro quo“ schnell auch die Stimmung im Publikum entfacht. Der Grundsatz aus dem römischen Recht fordert eine gerechte Balance zwischen Leistung und Gegenleistung der Vertragspartner, im Kontext aktueller Gesellschaftskritik um eine gerechte Verteilung.

Mit der alchemistischen Mixtur aus unterschiedlichen Folk-Zutaten, meist keltischen Ursprungs, und rockigen Stilarten zwischen Metal und Punk feiert In Extremo seit 1995 große Erfolge. Sicherlich hatten daran auch der literarische Siegeszug von Tolkiens „Herr der Ringe“ und sowie die später folgenden PC-Spiele mit mittelalterlichen Geschichten Anteil.

Bei „Feuertaufe“ und den immer wieder zischend aufsteigenden Flammen geht das Publikum, rhythmisch klatschend, begeistert mit. ,,Zigeunerskat“ klingt zwar nach einer eigentümlichen Mischung aus „Unheilig“-Bedächtigkeit und dem ,,Ho-Ho-Ho“-Chor der mitsingfreudigen Fans, vermag jedoch die Stimmung weiter anzuheizen. „Sternhagelvoll“, ein Sauflied wie einst „Eisgekühlter Bommerlunder“ der Toten Hosen, lässt tatsächlich jeden Fan mit einstimmen.

Den instrumentalen Hintergrund der Lieder bilden nahezu vergessene Instrumente wie Cister, Drehleier, Sackpfeife, Schalmei, Trumscheit oder Hackbrett, die sich häufig heftige Duelle mit moderner, sprich elektrifizierter, Klangerzeugung mittels E-Gitarren liefern. „Störtebeker“ hingegen hätte auch in das Repertoire von Santiano gepasst, auch bei In Extremo geht es um die ewige Forderung nach Freiheit und Gerechtigkeit von Männern, die diese Begriffe jedoch nach eigenem Gutdünken definieren.

„Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ ist nicht nur eine eindringliche Beschwörung gegen den Krieg allgemein, die Zeilen „Ich bin klein, mein Herz ist rein, kann niemand drin wohnen, nur der Tod allein“, einem Kindergebet entlehnt, mahnt zudem an die große Zahl von Kindersoldaten in vielen Kriegsgebieten. Nach mehreren Zugaben hat In Extremo mit dem „Quid pro quo“-Konzert schließlich Wort gehalten, die jubelnden Fans können zu Recht zufrieden sein.

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