Im Zauberreich der musikalischen Poesie

Beethoven Competition der Telekom erweist sich erneut als Publikumsmagnet

  Nachdichtungen am Flügel:  Die russische Pianistin Elena Melnikova.

Nachdichtungen am Flügel: Die russische Pianistin Elena Melnikova.

Foto: Müller

Bonn. Rund 2 000 Zuhörer während der Vorrunde, dabei täglich etwa 200 CD-Bestellungen mit Aufnahmen von Wettbewerbsteilnehmern: Die Beethoven-Competition ist ein Publikumsmagnet.

Für den zweiten Durchgang im großen Saal der Telekom-Zentrale wurde die Bestuhlung von 500 auf 750 aufgestockt. Konzertatmosphäre pur also für die verbliebenen zwölf Kandidaten und Kandidatinnen. Als erste setzte sich die Chinesin Huijing Han an den Flügel.

Den verspielten, zugleich etwas kauzigen Charakter des ersten Satzes von Beethovens Sonate Nr. 16 in G-Dur arbeitete sie meisterhaft heraus, verzauberte im Adagio mit schwerelosen Arabesken. Ihre Deutung von Schumanns "Carnaval" ließ durch mancherlei überraschende Akzentuierungen aufhorchen, geriet bisweilen "anti-romantisch".

Statt Beethoven und Barock nun Beethoven und ein romantisches Werk - so hieß die Vorgabe für die zweite Runde. Dmitri Demiashkin aus Russland ließ auf eine feinsinnig und formbewusst gespielte Sonate Nr. 15 D-Dur die späte B-Dur-Sonate von Schubert folgen, die er allerdings etwas zu dezent ausführte.

Ein enormes gestalterisches Potenzial zeigte der Kanadier Eldon Ng in der Sonate Nr. 28 A-Dur und Schumanns "Davidsbündlertänzen". Ins großartig abgeklärte Spiel mischten sich allerdings auch einige gedankliche Aussetzer. Katja Huhn aus Deutschland präsentierte Schuberts A-Dur-Sonate sehr klar und ausgereift, blieb der "Waldsteinsonate" aber etwas rauschende Virtuosität schuldig.

Den extrovertierten, konzertanten Charakter dieser Sonate arbeitete der ukrainische Pianist Denys Masliuk sehr viel besser heraus, geriet aber in der Lisztschen h-Moll-Sonate, die teilweise gehetzt wirkte, mitunter an seine Grenzen.

Einen grandiosen Auftritt lieferte sein Landsmann Alexej Gorlatch (der jüngste Kandidat, Jahrgang 1988). Berückend sein nuanciertes, weiträumiges Spiel in der Sonate Nr. 28 A-Dur, und ins Zauberreich der musikalischen Poesie entführte er mit Schumanns Fantasiestücken.

Ihm ebenbürtig erwies sich die Russin Elena Melnikova, die - nach der Sonate Nr. 12 As-Dur - in Schumanns "Kreisleriana" gleichsam öffentlich "dichtend" am Flügel saß und mit einer Art somnambuler Hellsichtigkeit durch diesen Zyklus führte. Begeisterungsstürme hatte zuvor der Südkoreaner Yung Wook Yoo mit einer fabelhaften h-Moll-Sonate von Liszt ausgelöst: souveräne Technik, verbunden mit überragender Gestaltungskraft - ein Ereignis.

Im Finale der Sonate Nr. 26 "Les Adieux" wirkte diese stählerne Brillanz allerdings weniger überzeugend. Als glänzender Techniker und willensstarker Gestalter erwies sich auch der Kasache Amir Tebenikhin in Schumanns eigenwilligem und kühnen "Concert sans orchestre". Etwas jugendlich-draufgängerisch hatte Tebenikhin zuvor die "Waldsteinsonate" gegeben.

Im Abschlussblock der zweiten Runde traten dann noch Peter Ovtscharov, Russland, David Meier, Deutschland, und Keiko Hattori, Japan auf. Die sechs Halbfinalisten sind am Dienstag, 11. Dezember, in der Uni-Aula zu erleben (10 bis 13 und 17 bis 20 Uhr, Eintritt frei).

Das Finale mit den dann noch verbliebenen drei Teilnehmern am Donnerstag, 13. Dezember, in der Beethovenhalle, ist so gut wie ausverkauft. Einige wenige Karten sind voraussichtlich noch an der Abendkasse erhältlich.

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