Stiftung für Kunst und Kultur "Ideen haben ist gut, Ideen umsetzen ist besser"

BONN · Zum 25-jährigen Jubiläum der "Stiftung für Kunst und Kultur e.V." wird fleißig auf die Bonner Streitkultur zurückgeblickt.

 Bonner Streitgespräch (oben, von links): Rolf Hochhuth, Walter Smerling und Johannes Willms (1995).

Bonner Streitgespräch (oben, von links): Rolf Hochhuth, Walter Smerling und Johannes Willms (1995).

Foto: Hansen

Ein Foto aus dem Jahr 1995 zeigt einen furios im Kunstmuseum Bonn agierenden Rolf Hochhuth - mit Jackett über der Schulter - daneben stehen konzentriert Walter Smerling und Johannes Willms: Ein Bild, das Bände spricht über eine Streitkultur, die es in Bonn einmal gab. Und die es heute nicht mehr gibt.

Hochhuth und Willms waren zum 4. Bonner Streitgespräch eingeladen worden, andere Paarungen waren etwa Markus Lüpertz und Joschka Fischer, Franz-Josef Antwerpes und Peter Iden. Smerling moderierte. 1993 hatte die "Stiftung für Kunst und Kultur e.V." den Grundstein zu dieser Bonner Debattenkultur gelegt. Sieben Jahre zuvor war der Verein in Bad Godesberg gegründet worden, in diesem Jahr blickt er nun auf 25 Jahre zurück.

Zum Anlass ist ein prächtiger Bildband erschienen, der die zahllosen Projekte und Aktivitäten dokumentiert. Nach eher zaghaften Anfängen brachte sich die von Walter Smerling gegründete "Stiftung" mehr und mehr in die Bonner Kultur ein, mit Ausstellungen, Vorträgen und kulturpolitischen Diskussionsrunden. "China!" - eine vieldiskutierte Schau über zeitgenössische Kunst in China - war 1996 die erste große Ausstellung, die die "Stiftung" gemeinsam mit dem Kunstmuseum Bonn realisierte, die dann auch auf Tournee ging.

Der private Verein war mit dem städtischen Kunstmuseum eine sogenannte "public private partnership", eine Kooperation, eingegangen, die nicht unumstritten blieb, aber beiden Partnern ungeahnte Möglichkeiten und Freiräume ermöglichte.

Es folgten "German Art" (1997) mit Werken der Sammlung Grothe in Singapur und Bonn, "Karl Lagerfeld - Fotografien" im Kunstmuseum Bonn und "Die Macht des Alters" (beide 1998), unter anderem im Kunstmuseum Bonn.

Mit einem Experten-Konklave auf dem Petersberg begann das größte und letztlich problematischste Projekt von Smerlings Verein: Die ambitionierte und mit exzellenten Künstlern bestückte Millenniums-Schau "Zeitwenden" endete im finanziellen Fiasko. Man hatte sich verkalkuliert. Kunstmuseum Bonn, aber auch Vereinsmitglieder der "Stiftung" mussten für das Minus einstehen.

Der Verein, seit 1999 Betreiber des damaligen Grothe-Museums Küppersmühle in Duisburg, orientierte sich nun verstärkt außerhalb Bonns. Neben der regen Ausstellungstätigkeit in Duisburg und Präsentationen der Grothe-Schätze stand seit 2002 das "Kunstprojekt Salzburg" mit dem "Walk of Modern Art" im Mittelpunkt der Aktivitäten.

Wer den Jubiläumsband durchblättert, trifft auf ein breites Programm, das sich insbesondere der deutschen Kunst widmet. Mit "60 Jahre. 60 Werke", 2009 im Martin-Gropius-Bau brachte es die "Stiftung" auf die Titelseite der Bild-Zeitung. Grund: Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete die Ausstellung mit deutscher Kunst aus 60 Jahren. Bild-Chef Kai Diekmann ist Mitglied des von Smerling geführten Vorstands der "Stiftung".

Weitere Prominenz im Verein: Der Theaterkritiker Peter Iden, der ehemalige Bundesminister und Manager Werner Müller gehören dem Vorstand an; dem Beirat sitzt Brigitte Seebacher vor, Mitglieder sind unter anderem der Bonner Generalintendant Klaus Weise und der ehemalige Direktor des Kunstmuseums, Dieter Ronte.

2012 sorgte der Verein wieder für Schlagzeilen: in Berlin mit der Schau "Art and Press", in der Bonner Bundeskunsthalle mit "Anselm Kiefer - Werke aus dem Privatbesitz von Hans Grothe". "Ideen haben ist gut, Ideen umsetzen ist besser. Natürlich sind nicht alle Ideen es wert, umgesetzt zu werden. Aber diejenigen, für die wir uns in den letzten 25 Jahren entschieden haben, machen auch heute noch Sinn und Freude." So lautet Smerlings Bilanz.

Das Jubiläumsbuch kann über die "Stiftung", Bonn, Viktoriastraße 26, bezogen werden und kostet 35 Euro.

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