GA-Interview: Sebastian Koch „Ich will, dass die Leute sich freuen“

Bonn · Am Samstag liest Sebastian Koch in der Bonner Kreuzkirche. Im GA-Interview spricht er über Heiligabend und sein neues Hörbuch.

 Freut sich auf das Familienfest Weihnachten: Sebastian Koch.

Freut sich auf das Familienfest Weihnachten: Sebastian Koch.

Foto: Stephanie Lehmann

Sind Sie schon in Weihnachtsstimmung?

Sebastian Koch: Spätestens wenn ich mit dem Hörbuch unterwegs bin, geht es rasend schnell auf Heiligabend zu. Aber auch wenn's wie jetzt langsam kälter und früher dunkel wird, stimmt mich das darauf ein. Richtig schön ist es dann, wenn man einen Spaziergang durch den Winterwald macht – der dann, wenn man Glück hat, sogar verschneit ist.

War es schwer, die richtige Auswahl für die Hörbuch-Texte zu treffen?

Koch: Na ja. Ich habe ganz viel gelesen und durchforstet. Besonders die Romantik mit ihrer ganz eigenen Sprachgewalt hat es mir angetan. Es ist auch ein biblischer Text dabei, die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2,1-20, die gehört für mich unbedingt mit dazu. Aber es sollte ja nicht alles nur in Richtung klassische und besinnliche Weihnachten gehen, auch ein paar humorvolle oder bissige Sachen sollten das Buch ergänzen. Bei den Lesungen packe ich sogar noch ein paar Texte dabei, die nicht auf der CD sind. Das ist das Improvisatorische an dem Programm.

„Mein schönstes Weihnachtserlebnis“ von Gerhard Polt tragen Sie auf schwäbisch vor – ist das echter heimischer Dialekt oder gehört das zum Rüstzeug eines Schauspielers?

Koch: Nee. Das ist schon ganz echt und ganz urig. Und dann funktioniert es auch. Würd' ich das auf rheinisch versuchen, dann käme dabei nur so eine „Möchtegern“-Mundart heraus.

Eignet sich das Programm auch für Kinder?

Koch: Ja. Unbedingt. Für Kinder ist es ganz wunderbar. Sie werden zwar nicht gleich alles verstehen, aber diese Stimmung, die vermittelt sich ihnen sicherlich. Kinder, besonders ab sieben oder acht Jahren, entwickeln ja ein ganz besonderes Gespür für Emotionen.

Sie lesen durchgängig in Kirchen. Was verbinden Sie damit?

Koch: Ich bin sehr christlich aufgewachsen, das heißt: sehr protestantisch. Die Idee des Beisammenseins in der Kirche fand ich ganz wunderbar. Aber immer nur still sitzen und ernst sein müssen, hat mir weniger gefallen. Das hat mir als Kind keinen Spaß gemacht und als Erwachsener ebenso wenig. Später habe ich dann anglikanische Gottesdienste erlebt, da ist das alles ganz anders. Da gibt es Swing und Tanz in der Kirche, da darf man applaudieren und lachen. Als mein Weihnachtsprogramm letztes Jahr in der Bad Homburger Erlöserkirche Premiere hatte, habe ich festgestellt, dass das sich hier für das Publikum eine gute Möglichkeit ergibt, das ganz ähnlich zu erleben. Ich will halt, dass die Leute sich freuen.

Sind Sie auch heute noch ein gläubiger Mensch?

Koch: Ja. Auf jeden Fall. Ich sehe die Kirche als eine unverzichtbare soziale Institution an. Ansonsten bin ich eher so eine Art spiritueller Mensch. Für mich gibt es schon einen Gott, aber er lebt nicht in der Kirche, sondern viel mehr in uns allen. Dadurch wie wir uns zueinander verhalten. Das geht eher so in Richtung universelles Karma.

Wie sieht Ihr persönliches Verhältnis zu Weihnachten aus?

Koch: Als Kind hab' ich Weihnachten ganz klassisch erlebt. Ich war immer sehr aufgeregt und fand das wunderbar. Bei uns zu Hause gab's an Heiligabend immer Würstchen mit lauwarmem Kartoffelsalat und Feldsalat - und für die Erwachsenen Bier. Die schönen Sachen bewahrt man sich bis heute. Und wenn man Kinder hat, gibt man sie weiter.

Glauben Sie noch an den Weihnachtsmann?

Koch: (lacht) Ich habe nie wirklich damit aufgehört. Und ich habe es sogar geschafft, meiner Tochter diesen Glauben ganz lange zu erhalten. Dazu kann ich eine Geschichte erzählen. So mit elf Jahren ist sie vom Weihnachtsmann ganz weggekommen. Da habe ich vor der Tür Sand aufgeschüttet – und hinterher, als die Geschenke unterm Baum lagen, war da im Sand ein großer Fußabdruck. Sie hat sofort aus dem Fenster geschaut, draußen lag Schnee, und gerade war wohl ein Auto weggefahren, das hat eine Spur hinterlassen, wie von einem Schlitten. Das war ein echter Glücksfall!

Lassen Sie sich von Weihnachten stressen?

Koch: Diese ganze Kommerzialisierung, all das Marketing, das da dranhängt – das ist unschlagbar blöde. Aber es kommt ja immer drauf an, wie weit und ob man sich darauf einlässt. Für mich persönlich ist Weihnachten vor allem ein Familienfest. Meine Mutter hat kurz vor Weihnachten Geburtstag – das wird immer zusammen gefeiert. In diesem Jahr sogar ganz besonders groß, sie wird 80.

Sebastian Koch liest am Samstag, 26. November, 18 Uhr, in der Bonner Kreuzkirche, Kaiserplatz 1, aus seinem Hörbuch „Und lauscht hinaus den weißen Wegen“. Begleitet wird er vom Bad Homburger Kammerchor. Karten unter Tel. 069 13 4 04 00

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