Ich weiß nicht, wie mir ist

Stimmen-Zauber: Der Bariton Matthias Goerne in der Philharmonie Köln

Köln. Nach der von dunkel glühenden Klavierklängen begleiteten "Meerfahrt" und dem lichtvolleren, deswegen aber nicht lichten "Lerchengesang" hatte man von dem diese Johannes-Brahms-Lieder unsagbar schön singenden Matthias Goerne eine andere Zugaben-Bekundung von "Selbstgefühl" erwartet als durch den etwas grimmigen Humor Gustav Mahlers. Vielleicht Schumanns "Mondnacht". Aber dann wäre man der Welt wohl gänzlich abhanden gekommen.

"Ich weiß nicht, wie mir ist", heißt es im Mahler-Lied, und passend war dieser Kommentar für Goernes Liederabend tatsächlich. Die Stimmung der Lieder Mahlers und Brahms' changierten stimmungsmäßig nicht wenig. Die Folge "Wo die schönen Trompeten blasen" und "Des Antonius von Padua Fischpredigt" muss einem sicher nicht munden, andererseits gehört der krasse emotionale Kontrast existenziell zu diesem Komponisten.

Außerdem folgte "Urlicht", dieses Loblied auf Jenseits-Glück, als Mittelsatz der zweiten Sinfonie gekrönt von einer Auferstehungs-Apotheose. Auch die "Vier ernsten Gesänge" von Brahms sind von Todesahnung durchweht. Doch wie in Schuberts "Tod und das Mädchen" weicht die Angst: Nicht "bitter" ist der Tod, sondern er "tut wohl". Trauer und Trost also an diesem Abend im Rahmen eines kunstvoll konstruierten Programms.

Nachsinnen konnte man über den Zauber von Matthias Goernes Stimme. Ein Bariton von orgelfülliger, raumsprengender Sonorität, des Dämmerns fähig, ohne die Konsonantenschärfe seines Lehrers Fischer-Dieskau und ohne das vokale Farbschillern seiner Lehrerin Schwarzkopf.

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