Rufus Beck in Siegburg "Ich suche mein Glück nicht von außen"

Siegburg · Sein Gesicht ist spätestens seit Filmen wie "Der bewegte Mann" oder "Jimmy the Kid" jedem Kinoliebhaber ein Begriff. Seine Stimme hat ihn jedem Hörbuch-Freund vertraut gemacht, und seine Handschrift als Regisseur von Theater-Produktionen ist ebenfalls Ausdruck einer "glücklichen Hand".

 Schauspieler, Vorleser und Regisseur: der vielseitige Künstler Rufus Beck.

Schauspieler, Vorleser und Regisseur: der vielseitige Künstler Rufus Beck.

Foto: Christian Kaufmann

Warum das so ist, und womit er in Siegburg die Literaturwochen beenden wird, verriet Rufus Beck jetzt in einem Interview mit Susanne Haase-Mühlbauer.

Herr Beck, Sie sind als Schauspieler, Vorleser, Musiker und Regisseur erfolgreich. War dieses breite Spektrum Planung oder Zufall?
Rufus Beck: Das Schicksal bot mir - rückblickend betrachtet - jede Menge geplanter Zufälle an. Ich habe nicht gewusst, dass ich Schauspieltalent hatte, aber als ich es versuchte, hat es gut geklappt. Dann entdeckte jemand, dass ich auch gut vorlesen kann. Und dann habe ich das gemacht. Jemand schlug vor, dass ich einmal Regie führen sollte. Und das klappte dann auch. Ich habe unglaubliches Glück im Leben gehabt. Nennen sie es Schicksal oder Zufall. Ich bin dabei nie der Regisseur gewesen, sondern nur der Hauptakteur.

Seitdem Sie Harry Potter vorgelesen haben, boomt das Hörbuch. Gut 200 Hörbücher für Kinder und Erwachsene haben Sie inzwischen produziert. Worin liegt das besondere Geheimnis dieses neuen Mediums?
Beck: Jeder, der Kinder hat, weiß, wie schön es ist, etwas vorgelesen zu bekommen. Das habe ich, als meine Kinder klein waren, natürlich auch schon gemacht. Es bleibt aber auch mit zunehmendem Alter interessant. Viele Erwachsene haben sich nur nicht getraut, dazu zu stehen. Vorlesen ist aber Familienunterhaltung, unabhängig vom Alter.

Wie ist es mit Ihnen? Lassen sie sich auch gerne etwas vorlesen?
Beck: Da ich sehr viel unterwegs bin und ganz viel Zeit meines Lebens im Auto verbringe, ist das Hörbuch für mich auch eine sehr schöne Sache. Ein Hörbuch ist allerdings nur gut, wenn der Vorleser es auch ist.

Worin liegt die Kunst eines Vorlesers?
Beck: Ein Vorleser ist Gestalter, er ist der Regisseur des Buches. Bei Harry Potter hatte ich fast 80 Figuren zu lesen. Jede hat ein eigenes Leben, eigene Akzente und Ausdrucksweisen. Jeder Charakter muss - mehr oder weniger deutlich - herausgearbeitet werden. Das ist die Aufgabe der Darstellung mit der Stimme. Sie ist das Instrument. Das alles darzustellen ist wie "Free Jazz".

Den machen Sie ja auch.Was ist denn musikalisch ihr liebstes Kind?
Beck: Mit Peter Maffay und "Tabaluga" steht demnächst wieder eine Tournee an. Das ist ein toller Musiker, und "Tabaluga" ist ein tolles Projekt, das für mich einer der drei entscheidenden Kicks in meinem Leben ausmachte. Mit "Tabaluga" habe ich 1992 erstmals vor 10 000 Zuschauern auf einer Rock'n'Roll-Bühne gestanden. Das ist umwerfend.

Und die anderen beiden Kicks?
Beck: Das war 1994 "Der bewegte Mann", bei dem ich als Schauspieler erstmals einem größeren Publikum bekannt wurde und dann 1999/2000 die Harry-Potter-Hörbücher. Alle drei Dinge haben letztendlich etwas miteinander zu tun und bedeuten mir viel. Alles hat sich zwar zufällig so ergeben, aber das ist wie eine Welle, auf der man reitet. Wichtig ist nur, sich immer wieder auf etwas Neues einlassen zu wollen.

Ist das nicht sehr viel Stress, alle diese Dinge gleichzeitig und mit diesem Anspruch zu bewältigen?
Beck: Ja, aber der Stress ist selbst gesucht. Seit 1994 bin ich freischaffend und habe das gute Gefühl, "Nein" sagen zu können. Ich suche mein Glück nicht von außen, indem ich mich an Publikumszahlen oder am Applaus messen muss. Das ist natürlich sehr schön, wenn man den hat. Aber der Maßstab meines Zufriedenseins liegt nicht dort, sondern bei mir selber.

In Siegburg werden Sie ja als Vorleser auftreten mit einer Auswahl aus John Irvings "Garp und wie er die Welt sah". Das sind fast 20 CDs, die sie dazu eingelesen haben. Welche Auswahl werden Sie treffen?
Beck: Irving habe ich an seinem 60. Geburtstag kennengelernt. Dann haben wir den Garp gelesen. Und ich habe mich hinterfragt. Es muss einen Grund geben, dass das erzählt wird. Wenn ich jetzt eine Auswahl daraus lese, werde ich etwas aus drei Bereichen wählen, die für Irving typisch sind. Eine Vater-Sohn-Geschichte, eine Geschichte, die den Kosmos von Garp erklärt und eine Kriminalgeschichte, die auch das Thema Sex und Eros einbringt.

Waren sie schon einmal in Siegburg?
Beck: Nein, aber ich kenne Köln aus meiner Zeit am Kölner Schauspiel und war auch auf meiner Lesetour mit Joanne Rowling in Bonn. Manchmal ist es schade, dass man bei einem Engagement am Theater zu wenig Zeit für eine Stadterkundung hat.

Die Siegburger Literaturwochen starten morgen um 20 Uhr mit dem Bestseller-Autor Manfred Lütz. Rufus Beck macht am Sonntag, 15. November, den Abschluss. Diese beiden Veranstaltungen sind bereits ausverkauft. Weitere Informationen zum Programm unter www.siegburg.de oder im Stadtmuseum, Markt 46.

Zur Person

Der Schauspieler, Musiker, Regisseuer und Hörbuch-Sprecher Rufus Beck wurde 1957 in Heidelberg geboren. Der mehrfach preisgekrönte Künstler ist bekannt geworden als "Waltraud" in dem Film "Der bewegte Mann", wofür er den Bambi erhielt. Seither spielte er in zahlreichen Fernsehproduktionen. Harry-Potter-Fans lieben ihn wegen seiner Stimme in den Hörbüchern.

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