Hundert Mal Beethoven im Kleinformat

Mikrofiche-Edition fürs Bonner Beethoven-Haus

Mikrofiche-Edition  für Bonn: Wolfgang Riedel, Vorstandsmitglied der Sparkasse, und Beethoven-Haus-Direktor Andreas Eckhardt (rechts).

Mikrofiche-Edition für Bonn: Wolfgang Riedel, Vorstandsmitglied der Sparkasse, und Beethoven-Haus-Direktor Andreas Eckhardt (rechts).

Foto: Frommann

Bonn. Die Handschriften von 100 Werken Beethovens hat das Bonner Beethovenarchiv erworben - aber nicht als Originaldokumente (was eine mittlere Sensation wäre), sondern im Form von handlichen Mikrofiches. Die sind zwar nicht von der Aura des berühmten Tonsetzers umgeben, für die wissenschaftliche Praxis aber dennoch "ungeheuer bedeutend", wie Andreas Eckhardt, der Direktor des Beethoven-Hauses, unterstrich.

Unter anderem 14 600 Seiten Autographe und Manuskripte mit autographen Textanteilen, 13 500 Seiten Abschriften von Werken des Meisters - zusammen insgesamt 30 000 Aufnahmen umfasst die Mikrofiche-Edition, die der Münchner Verlag K.G. Saur herausgebracht. Es handelt sich dabei um die Bestände an Musikhandschriften zum Werk Ludwig van Beethovens, die sich in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin beziehungsweise - als Folge des Zweiten Weltkriegs - in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau befinden.

Die Edition umfasst vier Folgen, deren letzte 2004 erscheint. Dann werden im Beethovenarchiv also beispielsweise die Quellen zu den Sinfonien vier, fünf, sieben, acht und neun, den Klavierkonzerten eins bis drei, der Missa solemnis oder den Rasumowsky-Quartetten, aber auch Skizzenbücher, Konvolute und Einzelblätter aus der Wiener Zeit über ein Mikrofiche-Lesegerät verfügbar sein.

Der Ankauf der Edition zu einem Preis von 4 050 Euro wurde von der Sparkasse Bonn mit einem Betrag von 2 500 Euro unterstützt. Mit der Neuerwerbung komplettiert das Beethovenarchiv seine reprografische Sammlung, die sich zum Ziel gesetzt hat, einen möglichst lückenlosen Bestand von Quellen in Reproduktionen aufzubauen.

Seit 1927 bereits werden systematisch alle in Bibliotheken und Privatsammlungen greifbaren Werk- und Lebensdokumente Beethovens verfilmt.

Im Rahmen dieses Dokumentationsprozesses können auch Reproduktionen in den Rang von Quasi-Originalen aufsteigen, dann nämlich, wenn die "eigentlichen" Originale verschollen, zerstört oder beschädigt sind. So wurde eine Abschrift der fünften Sinfonie mit Korrekturen Beethovens vor dem Zweiten Weltkrieg verfilmt, das Original wurde zerstört, der Film blieb.

Auf dem Weg zum "Beethoven-Kompetenzzentrum", so Andreas Eckhardt, ist das Beethovenarchiv allerdings bereits im Begriff, das Mikrofiche-Zeitalter hinter sich zu lassen. Die eigene Sammlung an Handschriften, Briefen, Erstausgaben und Graphiken wurde digitalisiert und ist ab 2004 im "Digitalen Beethoven-Haus" und im Internet zugänglich.

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