Höhen und Tiefen bei der Beethoven Competition

Bonner Pianistin Camilla Köhnken zeigt viel Feinsinn bei ihrem Auftritt in der Telekom-Zentrale

Höhen und Tiefen bei der Beethoven Competition
Foto: Telekom

Bonn. Nein, es war kein Handy, was da beim öffentlichen Vorspiel der Beethoven-Competition im großen Saal der Telekom-Zentrale klingelte. Es war vielmehr ein Glöckchen, mit dem Jury-Präsident Pavel Gililov den Vortrag der chinesischen Pianistin Jay Cheng unterbrach.

Die hatte gerade einige Takte des gis-Moll-Präludiums aus dem Bachschen Wohltemperierten Klavier (WTK II) dargeboten - und befand sich damit auf unerlaubtem Terrain. Bitte nur die Fuge, wies Gililov die junge Dame auf die Wettbewerbsregeln hin.

Jay Cheng behielt die Nerven und spielte die Fuge dann mit viel Pathos. Begonnen hatte sie mit zwei Rondi von Beethoven, die sie mit lockerem Anschlag zwar akkurat, aber etwas unterkühlt und wenig nuanciert darbot. Nicht überzeugen konnte auch die c-Moll-Sonate op.111.

Ganz anders David Meier, der bei der Competition 2007 bis ins Semifinale vordrang. Er zeigte in derselben Sonate gereiftes und strukturklares Spiel. Die gesangliche cis-Moll Fuge (WTK I) gelang wunderbar atmend, in den sechs Bagatellen ließ vor allem Meiers Sinn für Klangpoesie aufhorchen. Ein wenig unterkühlt hingegen das Spiel von David Kaplan (USA). Er brachte sich durch überhetztes Tempo um manche Feinheit (etwa in den Bagatellen op.33).

Mit einer souverän dargeboten H-Dur-Fantasie zog als letzter dieses Nachmittags Andreas Hering in den Bann. Er erkundete mit hörbarer Lust dieses aufregende Beethovensche Fantasiegebäude. In der c-Moll-Sonate versagte allerdings einmal das Gedächtnis, Hering musste neu ansetzen.

Mit fabelhaftem musikalischen Instinkt und enormer Gestaltungskraft fesselte am folgenden Vormittag zu Beginn die Amerikanerin Julia Siciliano. Die Fuge in fis-Moll (WTK II), exzellent pedalisiert, geriet ihr ungemein schlüssig, ebenso die sechs Bagatellen op.126, und auch die c-Moll-Sonate verriet, trotz einiger Flüchtigkeitsfehler, die gedankentiefe Musikerin.

Camilla Köhnken aus Bonn spielte die große As-Dur-Sonate mit viel Feinsinn, die c-Moll-Variationen, nach vorsichtigem Beginn, zunehmend markanter und konturierter. Mehr Wagemut zeigte schließlich Pavel Raykerus, der die c-Moll-Variationen mit impulsivem, drängendem Spiel sehr zwingend gestaltete. Überzeugend auch seine Lesart der E-Dur-Sonate op.109.

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