Himmel und Hölle: Lars Reichow im Haus der Springmaus

"Himmel und Hölle" heißt das jüngste Weihnachtsprogramm von Lars Reichow, das er 2008 erstmals präsentierte. Zwischen hoch oben und tief unten bewegen sich die Inhaltsstoffe im Haus der Springmaus.

Himmel und Hölle: Lars Reichow im Haus der Springmaus
Foto: hds

Bonn. "Himmel und Hölle" heißt das jüngste Weihnachtsprogramm von Lars Reichow, das er 2008 erstmals präsentierte. Zwischen hoch oben und tief unten bewegen sich auch die Inhaltsstoffe:

Der mit Preisen überhäufte Klavier-Kabarettist pendelt im Haus der Springmaus auf erstaunliche Weise zwischen den Extremen. Eine Rechnung, die aufgeht, und warum daran etwas ändern? Der "Unterhaltungskanzler" Reichow hat Erfolg damit. Da geht es etwa um die Dekorationswut weiblicher Wesen in der Vorweihnachtszeit: "Frauen fühlen sich in der dunklen, kalten Jahreszeit einfach sicherer in so einer Stroh-Stoff-Puppen-Kerzen-Hülsenfrüchte-Formation." Wem das eventuell noch zu gedrechselt erscheint, für den gibt's gleich Nachschlag aus der Männer-Abteilung: "Wenn's bei uns dunkel ist, geh' ich runter in den Keller und hol' mir 'ne Flasche Bier." Jawoll.

Einfältig und platt die Bemerkungen zu Queen Elizabeth II; von ausgesuchter Schlichtheit sind die Segelohren-Witze über Prince Charles ("Dem passt die Krone doch gar nicht auf den Kopf"). Derartige Ergüsse wähnte man bereits seit Äonen im Gag-Giftschrank der vereinigten Comedian- und Kabarettistenzunft. Aber zum Glück demonstriert Lars Reichow auch seine andere Seite. Nachdenkliche Klavier-Balladen, welche eine lyrische Komponente ebenso besitzen wie eine unaufdringlich satirische, die oftmals entdeckt werden will. Da geht es um die menschliche Klatsch- und Tratschsehnsucht und um Weihnachten in der Finanzkrise, was zum Ursprung der besinnlichen Tage zurückführt. Zauberhaft besingt Reichow magische Momente der Kindheit, ganz poetisch, gefühlvoll und völlig unkitschig.

Und selbstredend vermag der intelligente, frühere Zögling von Hanns Dieter Hüsch umzuschalten in schrill-schräge Lieder über die Konversation von Plätzchen im Backofen und in einen herrlich albernen Nachrichtenblock rund um Naschwerk-Delikte. Brillant: Zu wildem Tastengehämmer lässt Reichow das alljährliche Weihnachts-Inferno ausbrechen. In den Zugaben: die wahre Entstehungsgeschichte des Stöhn-Klassikers "Je t'aime".

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