Honnefer Volkszeitung Heinz Pfälzer übergibt Haus Gutenberg seine persönliche Historie des Blattes

BAD HONNEF · Das passt wie die Faust aufs Auge. Hinter Glas gerahmt und in Vitrinen informiert das Museum und Archiv Haus Gutenberg unter anderem über die Geschichte der Honnefer Volkszeitung (HVZ). Jetzt ist die kleine, aber feine Dauerausstellung im ersten Obergeschoss über der Buchhandlung Werber um einen schönen Beitrag reicher.

 Die Ausstellung wächst: Heinz Pfälzer überreicht Renate Mahnke (links) und Marlies Cornelius seine Aufzeichnungen zur Honnefer Volkszeitung.

Die Ausstellung wächst: Heinz Pfälzer überreicht Renate Mahnke (links) und Marlies Cornelius seine Aufzeichnungen zur Honnefer Volkszeitung.

Foto: Sülzen

Heinz Pfälzer überreichte Renate Mahnke, Initiatorin des neuen "Gedächtnisses von Bad Honnef", ein kleines Buch, das es in sich hat. Denn hinter dem äußerlich unscheinbaren Leinendeckel verbirgt sich ein Gutteil Geschichte der HVZ, von Pfälzer liebevoll festgehalten in Fotos und Namen.

Heinz Pfälzer ist ein Mensch, dem man einfach gerne zuhört. Lebendig und humorvoll, gespickt mit Anekdoten, erzählt er aus den Jahren, in denen er selbst ein Teil der HVZ war. Und was für einer: "Ich war bekannt wie ein bunter Hund", sagt der heute 86-Jährige und lacht.

Es gab wohl "kaum ein Haus", das er in seiner aktiven Zeit nicht besucht habe, fügt Pfälzer, der sich auch als Autor eigener Veröffentlichungen oder auch über die "Selefer Originale" verdient gemacht hat, an. Kein Wunder: Neben seiner eigentlichen Profession als Schriftsetzer tanzte Pfälzer, immer seine Leica im Gepäck, als Reporter buchstäblich auf allen Hochzeiten und dokumentierte das Leben in der Stadt, nicht nur in Fotos, sondern oft auch textlich.

Beliebt waren unter anderem seine Reisereportagen, die dem kosmopolitisch interessierten Wahl-Honnefer auch selbst immer große Freude bereitet haben. Apropos buchstäblich: Begonnen hatte er seine Karriere bei der HVZ 1949 zunächst als Schriftsetzer. Im Jahr nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft - Pfälzer war, kaum dass er den Gesellenbrief in der Tasche hatte, eingezogen worden und war Fallschirmjäger - erfuhr der gebürtige Bad Hönninger, dass die HVZ Fachleute suchte.

Pfälzer bewarb sich, wurde genommen - und sollte der Honnefer Volkszeitung, der im Jahr 2002 eingestellten Tageszeitung in seiner Wahlheimat, bis zu seiner Pensionierung treu bleiben. Sein Beruf war Berufung, Pfälzer sozusagen ein mediales Multitalent. Fotos in seiner Dokumentation, die ihn mit seiner Leica, aber auch an der Setzmaschine und mit Kollegen zeigen, dokumentieren die Bandbreite seiner Tätigkeiten.

Vor allem aber: Den Kollegen, sei es in Druckerei oder Redaktion, hat er mit seiner akribischen Namens-Auflistung ein liebevolles Denkmal gesetzt. Und natürlich ist da auch noch sein Presseausweis von damals und, eine besondere Erinnerung, die Ehrennadel, die ihm der Hersteller Linotype ehedem für 25 Jahre Arbeit an der bekannten Setzmaschine verliehen hat. Woran er sich besonders erinnert?

Da wäre zum einen die Zeit nach dem Krieg. "Da gingen alle fünf Minuten die Lampen aus, und natürlich standen dann alle Maschinen still. Wir mussten den Keilriemen der Setzmaschine von Hand ziehen, immer im Wechsel, damit es weiter ging", erzählt Pfälzer. Und da wären ebenso Erinnerungen an die Schriftsetzerzeit, in der jedes Wort Handarbeit war: Einmal, berichtet er, sei ihm ein DIN A 2-Tabellensatz ("Und ich mochte Tabellensätze") heruntergefallen - und die Arbeit von zwei Wochen war dahin. Fast unvorstellbar in der Zeit, da Setzkästen längst der Vergangenheit angehören.

Der Initiatorin von Haus Gutenberg sei nicht genug zu danken, machte Heinz Pfälzer bei der Übergabe seines "kleinen Schatzes" (Mahnke) klar. Mahnke wiederum dankte ihm dafür, dass er ihr und dem gesamten Team des Hauses Gutenberg seine Erinnerungen anvertraut hat, als Teil des Gedächtnisses von Bad Honnef.

Museum und Archiv Haus Gutenberg an der Hauptstraße (über der Buchhandlung Werber) hat immer sonntags von 10 bis 13 Uhr sowie nach Absprache geöffnet.

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