Beueler Künstler Wolfgang Hunecke Hauptsache, ein Bild hängt an der Wand

BEUEL · "Man kann auch träumen und sagen: “Ich will meine Kunst nicht zur Ware machen„, aber irgendwann geht einem das Geld für die Farben aus", sagt Wolfgang Hunecke, einer der wenigen Künstler in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, die ausschließlich von ihrer Kunst leben können. Und Kunst zu produzieren, ist nicht zwangsläufig ein investitionsarmes Anliegen.

 Kunst statt Poster aus dem Möbelhaus: Wolfgang Hunecke will seine Werken verkaufen.

Kunst statt Poster aus dem Möbelhaus: Wolfgang Hunecke will seine Werken verkaufen.

Foto: Palkoska

Der Beueler gibt nicht nur Geld für Pinsel und Farben aus. Er kauft Leinwände, bezahlt Aktmodelle fürs Posieren, engagiert Schweißer für Metallarbeiten und entlohnt Packer für den Transport seiner Metallskulpturen. Huneckes Atelier funktioniert wie ein Betrieb - samt Materiallager, Werkstatt und Verkaufsbüro.

Der Kunstschaffende löst das Rätsel zur Deckung seiner Betriebskosten: "Wenn ich ein Bild auf einem Blatt Papier für 50 Cent zeichne und es für 500 Euro verkaufe, erziele ich eine enorme Gewinnspanne. Den Gewinn investiere ich dann wieder in neue Kunstwerke." Hunecke persifliert sich damit selbst.

Er schwelgt nicht im Luxus, nach 40 Jahren Arbeit werde er eine Rente vergleichbar dem Hartz-IV-Niveau erhalten, und täglich arbeitet er hart für sein Geld: "Wenn ich Menschen sehe, die sich nach zweimal husten krankschreiben lassen, sag ich mir: “Das würde ich auch gerne wollen.„ Aber wenn man seine Bilder verkaufen möchte, muss man nach draußen gehen. Man muss sich präsentieren. Man darf sich nicht einschließen, auch wenn man es gerne möchte."

Wolfgang Hunecke erzählt, dass viele Leute mit ihm auf seinen Ausstellungen in Kontakt treten, ihn ins Gespräch verwickeln und Interesse an seinen Bildern bekunden. Er resümiert: "Die Wenigsten wollen für Kunst Geld ausgeben. Versprechen tun das viele, aber kaum einer kauft tatsächlich ein Bild. Lieber holt man sich dann für 100 Euro ein paar Poster von Ikea."

Schon zu Beginn seiner Laufbahn versuchte Hunecke, dieser Unterhaltsmisere des Künstlerlebens zu entfliehen. Vor 40 Jahren schlug er einer Medizinstudentin vor, statt für 1000 D-Mark eines seiner Ölbilder direkt zu erwerben, es in 50 Monatsraten abzubezahlen. Nach den ersten 20 Mark konnte sich die Medizinstudentin bereits ihr begehrtes Bild ins Zimmer hängen, und der junge Hunecke beglich mit dem Geld seine Telefonrechnung.

Heute stellt die damalige Medizinstudentin gleich mehrere Bilder vom inzwischen 62-jährigen Hunecke im Wartezimmer ihrer Praxis aus. Auch Kanzleien, Unternehmen und Privatpersonen können im Atelier des Beueler Künstlers Gemälde mittlerweile nicht nur durch Ratenzahlungen erwerben, sondern sich für ein Prozent des Verkaufswerts pro Monat auch Bilder mieten. Der Vorteil dabei: Der Mieter kann sich nach Monatsende für ein anderes Werk entscheiden.

Sollte der Mieter sich in ein gemietetes Kunstobjekt doch noch verlieben, hält Hunecke mit einer Leibrente eine dritte Vermarktungsvariante bereit: Interessenten zahlen, nur so lange Hunecke am Leben ist, monatlich einen Betrag, der sich durch die durchschnittliche Lebenserwartung berechnet. "Da mir die Berechnung aber viel zu kompliziert ist und ich gerne noch etwas länger leben würde, habe ich mir nun vorgenommen, noch 250 Monate zu leben." Interessenten müssten damit monatlich den 250. Anteil des Gemäldewerts an Hunecke überweisen, egal, wie lange er noch tatsächlich lebt.

Hunecke entwarf die Verkaufsstrategien, um ihm die berufliche Existenz als Künstler zu ermöglichen: "Gerade als Künstler lässt man sich schnell entmutigen, da man ja sowieso etwas sensibler ist. Aber man muss hartnäckig bleiben. Die Menschen überzeugen, dass Kunst einen Wert hat - und sich über jeden Nagel in der Wand freuen, an dem ein Bild hängt."

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