"Hardcore-Rap" von Kool Savas in der Live Music Hall

KÖLN · Ohne ihn wären Bushido und Sido heute wahrscheinlich namenlose Rapper: Kool Savas. Der 36-jährige trat jetzt in der ausverkauften Live Music Hall auf.

Den Style, der ihnen Erfolg und das große Geld einbrachte, haben sie sich von Savas Yurderi, besser bekannt als Kool Savas, abgeschaut. Er ist der "King Of Rap", er definierte Rap neu. Aus harmlosen Gymnasiasten-Reimen im Stile von Fanta Vier machte er "Hardcore-Rap". Aber mit 36 Jahren ist der gefeierte Live-Act der Rap-Szene fast ein Denkmal. Nicht alle jungen Kollegen wollen in ihm das Zentrum des HipHop-Universums sehen. Das kommt einer Majestätsbeleidigung gleich. Sein 3. Soloalbum "Aura" ist denn auch sein Statement, immer noch der Beste im Ring zu sein. "Sie folgen meiner Stimme wie verzaubert, ergriffen von dem Licht meiner Aura", singt er.

Die Live Music Hall ist restlos ausverkauft. Das schaffte selbst Sido in den vergangenen Jahren nicht. Kool Savas kann es also immer noch. Seine Show ist für Rap-Verhältnisse spektakulär. Soviel Lightshow und Videoeinspielungen findet man sonst bei Rap-Konzerten nicht. Es ist das Auftakt-Konzert seiner Tour. Savas gibt zu, nervös zu sein. Kleinigkeiten bringen ihn aus dem Gleichgewicht.

Savas steht für Ehrlichkeit und Authentizität

Wenn er sie nicht verraten würde, blieben sie unbemerkt. Fast schon zu viel Ehrlichkeit für eine professionelle Show. Aber dafür steht Savas: Ehrlichkeit und Authentizität. Wer nicht mit den Gesten der Szene vertraut ist, liest seine Show fälschlicherweise als Inszenierung eines sexistischen "Alphatiers".

Aber: Macho-Gehabe gehören zum Code und der Sexismus des Anfangs ist Vergangenheit. Der bekennende Vegetarier und Tierschützer hat Wut, Punch und eine humanitäre Botschaft. Er beendet sein Set mit "Urteil", ein atemloser Wutrap über den Verrat eines Freundes. So wütet einer, der sich tief verletzt fühlt. Das Stück aber, das Savas heute am meisten am Herzen liegt, spart er sich für das Ende der Show auf.

"Nichts bleibt mehr" vom neuen Album ist eine beeindruckende Hommage an seinen Vater, der im türkischen Gefängnis Zeuge und Opfer von Entwürdigung und Folter wurde. "Sie verliern trotzdem, weil ein Gedanke nich' sterben kann...". Das Stück könnte auch als Soundtrack für "Amnesty International" dienen.

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