Klavierduo-Abend im Beethoven-Haus Hans-Peter und Volker Stenzl: Vier Hände und eine Seele

Hans-Peter und Volker Stenzl, die seit mehr als 20 Jahren zusammen musizieren, werden gern mit den Schlagwörtern von den vier Händen, zwei Herzen und einer Seele bedacht. Jenseits von zwei großen Werken gab es aparte Kleinigkeiten im Beethoven-Haus.

Wer in Sachen Beethoven forscht, stößt irgendwann unweigerlich auf den Musikwissenschaftler Gustav Nottebohm (1817-1882). Der Fabrikantensohn aus Lüdenscheid war wahrscheinlich der Erste, der sich gründlich und grundlegend mit Beethovens Skizzen beschäftigte.

Als Komponist hingegen ist Nottebohm, der immerhin in Leipzig bei Schumann und Mendelssohn studierte, so gut wie vergessen. Es war eine schöne Geste, dass die Brüder Hans-Peter und Volker Stenzl bei ihrem Klavierduo-Abend im Beethoven-Haus eine Komposition des Beethoven-Forschers aufs Programm gesetzt hatten.

Die Variationen über ein Thema von Johann Sebastian Bach - die Sarabande aus der ersten Französischen Suite - sind ein ganz erstaunliches Werk, das auch heute noch gänzlich unverbraucht und eigenständig wirkt. Nottebohm entfernt sich nie so weit vom Thema wie beispielsweise sein Freund Brahms, aber er findet zu einem ideensprühenden Musizierstil, der den barocken Gestus ins Romantische fortschreibt. Die Brüder Stenzl spielten das auch technisch durchaus sehr anspruchsvolle 20-Minuten-Werk beeindruckend intensiv wie eine große Improvisation.

Hans-Peter und Volker Stenzl, die seit mehr als 20 Jahren zusammen musizieren, werden gern mit den Schlagwörtern von den vier Händen, zwei Herzen und einer Seele bedacht. In der Tat ist die musikalische Übereinstimmung der beiden frappierend, was sich speziell an der weitgespannten Fantasie f-Moll von Franz Schubert gut abhören ließ. Der permanente innere Dialog dieses Duos bringt alle Facetten des geradezu radikalen Werks zum Klingen, seine Melancholie ebenso wie seine Verzweiflungsausbrüche. Die Unerbittlichkeit, mit der die Brüder das Fugato des Schlussdrittels gestalteten, war beklemmend eindringlich.

Jenseits der beiden großen Werke gab es noch aparte Kleinigkeiten: drei in ihren Mittelteilen sehr gesanglich genommene Polonaisen von Schubert und eine kurze Sonatina von György Ligeti aus dem Jahre 1950, die noch ganz dicht bei Bartók ist und sich wild und witzig gibt. Als berückend schöne Zugabe spielten die Stenzls den ersten Satz aus Mozarts g-Moll-Sinfonie in der Fassung von Carl Czerny - ein perfekter Abschluss.

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