Guido Westerwelles Reise ins Ich

Wilfried Schmickler im Pantheon in Bonn

  Auf Beutezug:  Wilfried Schmickler erklärt Korruption, Verlogenheit und Nörgelei in Deutschland den Krieg.

Auf Beutezug: Wilfried Schmickler erklärt Korruption, Verlogenheit und Nörgelei in Deutschland den Krieg.

Foto: Pantheon

Bonn. Das Plakat zeigt ihn kampfbereit mit Axt und Kriegsbemalung. Wilfried Schmickler hat sich zum Frontalangriff gerüstet, stürzt sich unbarmherzig auf verlogene Politiker, korrupte Ärzte und überhaupt jeden, der es seiner Ansicht nach verdient. Erstes Opfer: der ewig jammernde Deutsche. Da muss sich dann auch das Publikum im Pantheon an die eigene Nase fassen. Oder hat nicht jeder schon einmal in Selbstmitleid gebadet, obwohl es anderen so viel schlechter geht?

In düsteren Farben zeichnet der aus den WDR-"Mitternachtsspitzen" bekannte Wortakrobat das Bild ausgemergelter, verarmter Kreaturen, die in ihrer Not die letzten Billyregal-Böden verfeuern. Nur um diesen Nörglern anschließend eine schallende verbale Ohrfeige zu verpassen.

"Aufhören!", ruft er getreu seinem Programmtitel. Spätestens seit dem Steuergeschenk zum Jahresbeginn ist es doch vorbei mit der Talfahrt. Jeder hat nun täglich 2,59 Euro mehr in der Tasche - "es sei denn, Sie sind Raucher, chronisch krank oder beabsichtigen, ein Eigenheim zu bauen". Und schon beginnt er, der Kahlschlag im Dickicht deutscher Politik.

Da wird Florian Gerster flugs zum "Agent Nullnullnix", Guido Westerwelle wird auf eine Reise ins Ich geschickt und von Kardinal Meisner wünscht sich Schmickler ein Schweigegelübde.

Ein gefundenes Fressen für den Krieger auf Beutezug ist Schröders "halber Rücktritt". Logisch, das geht ja nicht, "Regierungschef eines der mächtigsten Länder der Erde einerseits, und auf der anderen Seite Vorsitzender einer Splitterpartei".

Schmicklers Vorschläge stoßen auf Begeisterung: Die Vertreter der Pharmafirmen sollten doch die Hälfte der an die Ärzte gezahlten Schmiergelder den Krankenkassen geben, um das Gesundheitswesen zu sanieren. Und Rudi Völler als Bundespräsident, da kommt Freude auf. Doch das Lachen bleibt so manches Mal im Halse stecken. Denn allzu oft offenbaren die gut gesetzten Pointen eine bittere Wahrheit. Über Irak-Krieg und Umweltverschmutzung, über latenten Ausländerhass und die Demokratie. Schmickler hat eine Botschaft - und die kommt an.

Weitere Auftritte Freitag und Samstag, 20 Uhr; Karten unter Telefon (02 28) 21 25 21.

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