Geschenktipps der Feuilleton-Redaktion Gretchen ist reif für die Insel

Bonn · Einzelkind? Der Autor ist bekannt, heißt es lapidar im Klappentext. Und: "Der Autor lebt." Wer immer es sein mag, er oder sie hat mit Gretchen Morgenthau eine fabelhafte literarische Gestalt erschaffen.

Einzelkind hat einen der geistreichsten Romane des Jahres geschrieben: "Gretchen" (Edition Tiamat, 240 Seiten, 18 Euro).

Die in London lebende gebürtige Wienerin ist eine Theaterprinzipalin alter Schule: furchterregend schlau und bissig, eine Giftspritze in Stella McCartney und Alexander McQueen. Wegen Trunkenheit ("Sechs oder sieben Gläser. Höchstens acht.") wird sie verdonnert, einige Zeit auf der abgelegenen isländischen Insel Gwynfaer zu verbringen und mit den naturgemäß skurrilen Bewohnern ein Theaterstück aufzuführen. Der Rest ist köstliche Theater- und Kulturbetriebssatire. Aus dem explosiven Zusammenstoß zwischen elitärer Hochkultur und isländischer Individualität resultiert ein kleines Erzählwunder.

Der Berufs-Polemiker Henryk M. Broder ist wie der T-1000 in "Terminator 2": Er gibt nicht auf, er lässt nicht nach. Niemals. In seinem neuen Buch "Die letzten Tage Europas. Wie wir eine gute Idee versenken" (Knaus, 224 Seiten, 19,99 Euro) widmet Broder sich der Frage, warum aus der großen europäischen Idee eine kleinteilige Ideologie geworden sei. In geschliffener, pointierter und unterhaltsamer Weise rechnet der Autor mit dem "Merkel-Barroso-Draghi-Europa" ab.

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