Graham Foster im Museum Siegburg

Englischer Künstler zeigt seine kleine verrückte Welt

Graham Foster im Museum Siegburg
Foto: Franz Fischer

Siegburg. Wenn du den Dingen im Atelier ihren Lauf lässt, merkst du plötzlich, dass die arrangierten Teile deiner Arbeit eine neue Bedeutung bekommen haben oder dass du irgendetwas Sonderbares gemacht hast, das es vorher noch nicht gab.

So spricht der in Köln lebende englische Künstler Graham Foster über seine künstlerische Arbeit mit den ungewöhnlichsten Requisiten, aus denen er planvoll orchestrierte Wandobjekte zusammensetzt.

Die befremdlichen Figuren, die mal schockieren, mal amüsieren, bestehen aus selbst genähten Leder-Utensilien, aus bunten Schläuchen, aus Christbaumkugeln, Holz-, Gummi- und Pflanzenteilen, Polyester und Plexiglas, Metallstücken und Rohren, aus Bürsten, Gürteln und Halsbändern. Dabei nutzt Foster den Überraschungseffekt, der entsteht, wenn Dinge aus völlig unterschiedlichem Kontext aufeinanderprallen, etwa Plastikrohre, Teile eines Kunststoff-Skeletts und ein Cowboyhut.

Fosters skurrile Objekte, die an Roboter, Krieger oder Clowns erinnern, sowie kleinformatige Zeichnungen sind jetzt im Stadtmuseum Siegburg zu sehen. Das Ausstellungskonzept und der Katalog entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum van Bommel van Dam im niederländischen Venlo.

In seinen kolossalen dreidimensionalen Wandgemälden spielt der Künstler mit Elementen aus Religion, Voodoo, Militarismus, Sex und Folter. Die Nützlichkeit von Materialien, Apparaturen oder Bekleidung führt er ad absurdum, indem er den Dingen in seinen Kunstwerken eine neue Bedeutung verleiht.

Den Künstler interessiert an einem Kabel nicht seine Funktion, sondern die Farbe und die Formen, die er damit bilden kann. Sein Notstiefel, ein militärisch wirkendes miteinander verwachsenes Paar Lederstiefel, die Foster selbst angefertigt hat und in deren Schaft zwei schwarze Handschuhe stecken, gibt nur vor, einen Nutzen zu haben. Das absurde Objekt steckt in einer roten Box mit Glasfront, die an einen Erste-Hilfe-Kasten erinnert: ein ironisches Spiel mit der Wahrnehmung.

Aus Plastikwürsten, Hundeleinen, Lederhalsbändern und synthetischen Haaren arrangiert Foster ein folkloristisch anmutendes dekoratives Wandbild. Der Brite liebt es, den Betrachter hinters Licht zu führen, ihn zu überraschen und zu provozieren. Fosters Werke sind grenzen- und rahmenlos, meist symmetrisch angelegt und klar strukturiert. Dies steht im Gegensatz zur überbordenden Farbigkeit und Materialfülle.

21 Bleistift- und 12 farbige Computerzeichnungen ergänzen die Wandobjekte. Auch in diesen Arbeiten entwickelt Foster seine eigene verrückte kleine Welt. Da tummeln sich merkwürdige, von Comics inspirierte Wesen, halb Mensch, halb Tier, Teufel, Maskierte und Strichmännchen. Behaarte Beine in Turnschuhen ragen ins Bild, daneben schwebt ein Rüsseltier. Der Künstler präsentiert Ausschnitte aus einem Universum der Fantasie, in dem es keine Regeln gibt.

Bis 17. August, Stadtmuseum Siegburg, Markt 46. Täglich 10 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montags geschlossen.

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