Aufführung Glasklarer Chorklang

MARIA LAACH · Thomas Neuhoff leitet eine mustergültige Johannespassion in Maria Laach

Keine Frage, die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach gehört in diesen Tage zu den am häufigsten aufgeführten Werken. Bachs Vertonung der Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu in der Fassung des Evangelisten Johannes ist immer wieder ein Publikumsmagnet. Man scheint das Werk schon zu kennen und trotzdem gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken, etwa wenn sich die Interpreten einer Aufführung, wie jetzt in der Abteikirche Maria Laach, die Mühe machen, diese in Wirklichkeit nur scheinbar hinlänglich bekannte Musik so frisch und lebendig zu präsentieren, dass man sie wie neu zu hören vermag.

Das machten der Philharmonische Chor der Stadt Bonn und die Neue Düsseldorfer Hofmusik unter der Leitung von Thomas Neuhoff in absolut mustergültiger Weise vor. Musikalische Routinen suchte man hier vergebens, stattdessen erlebte man eine dramaturgisch höchst intensive und musikalisch in jeder Hinsicht auf den Punkt gebrachte Aufführung. Das Besondere daran war nicht zuletzt die Tatsache, dass der Chor durch Schüler aus dem Großraum Bonn verstärkt wurde, die die Choräle in wochenlanger Vorarbeit im Unterricht, mit Themengottesdiensten und bei zahlreichen Extraproben mit ihren Musiklehrern vorbereitet hatten und diese in Maria Laach nun mitgestalteten.

Der Philharmonische Chor zeigte sich unter anderen mit einer sehr dezidierten sprachlichen Diktion und einem glasklaren Chorklang, der auch dichte polyphone Strukturen bis in den letzten Winkel der Kirche durchhörbar machte, ebenso wie die feinnervig und packend spielende Neue Düsseldorfer Hofmusik bestens vorbereitet.

Beeindruckend war es nicht zuletzt, wie Neuhoff unerbittlich auf den dramaturgischen Höhepunkt der Passion hinsteuerte und diese nicht bloß als Abfolge historischer Ereignisse wiedergab. Selten hat man die Todesszene so ergreifend und doch ohne falsches Pathos gehört. Das ausgezeichnete Solistenquartett mit Nurial Rial, Franziska Gottwald, dem vielbeschäftigten und in jeder Hinsicht phänomenalen Andreas Post und Thomas Laske komplettierte diese herausragende Aufführung.

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