Simply Red in Köln Glänzendes Comeback

Köln · Simply Red präsentieren eine musikalische Retrospektive vor 14 000 Fans in der Kölner Lanxess-Arena.

 Perfekte Pop-Emulsion: Mick Hucknall mit Simply Red in Köln.

Perfekte Pop-Emulsion: Mick Hucknall mit Simply Red in Köln.

Foto: Thomas Brill

Anders als im Boxgeschäft, in dem Comebacks von Alt-Champions meist kaum Chancen eingeräumt werden, gelingt hingegen Popstars nach dem Abschied von der Bühne doch gelegentlich eine erfolgreiche Rückkehr. Mick Hucknall, das wirr rotlockige Aushängeschild für "Blue-eyed Soul" aus England, das vor fünf Jahren zum Silberjubiläum seine Band Simply Red bereits aufgelöst hatte, wollte es dann offenkundig doch noch mal wissen. Im vergangenen Sommer veröffentlichte der 55-jährige Sänger und Musiker mit "Big Love" ein neues Album, das jedoch mit dem Repertoire der gleichnamigen Tour so gut wie nichts zu tun hat.

Im Mittelpunkt des umjubelten Konzerts in der mit knapp 14 000 Fans ausverkauften, weil komplett bestuhlten, Kölner Lanxess-Arena, stand eine musikalische Retrospektive, intoniert mit überwältigender Leidenschaft, die rund zwei Stunden Klassiker der vergangenen 30 Jahre präsentierte. Gefeiert wurden unter anderem der erste Single-Hit "Money'Too Tight (To Mention)", ein Cover der Valentine Brothers, über Hits wie "For Your Babies", "A New Flame", "Come to My Aid" oder "Fairground" bis hin zum eher glanzlosen "Shine On" des jüngsten Albums "Big Love".

Zum Einstieg in die musikalische Rückschau gibt es zunächst Bilder von Baby Mick, als Junge mit seinem späteren Markenzeichen, dem Rotschopf, und schließlich Filmsequenzen aus unterschiedlichen Zeiten seiner Karriere. Hucknall lässt es dramaturgisch bemerkenswert entspannt angehen, mit akustischer Gitarre kommt er auf die Bühne und singt mit atemberaubender Innigkeit "Holding Back the Years" vom Album "Picture Book". Mit diesem Debüt hat er 1985 eindrucksvoll bewiesen, dass er seine Soul-Vorbilder, insbesondere die der frühen Sechziger, bis ins Detail studiert hatte. Er verzaubert mit der Intensität und Phrasierungskunst seiner noch immer sehr präsenten, ausdrucksvollen Stimme. Den Rest besorgt ein exzellentes Sextett, bei dem insbesondere Kevin Robinson (Trompete, Perkussion), der übrigens zu seinem Geburtstag mit einem Happy Birthday bedacht wird, sowie Chris de Margery (Saxofone, Flöte) wunderschöne Akzente setzen.

Bei "So Not Over You" legt Hucknall sein Jackett ab, was vom Publikum im Innenraum als Zeichen gewertet wird, jetzt Richtung Bühne zu stürmen. Es reiht sich Hit an Hit, und Hucknall rührt aus Soul, Funk, Jazz, Latin und Reggae eine geschmeidige Pop-Emulsion an, die zwar nicht wie die kompromisslosere Musik seiner Vorbilder bis in tiefere musikalische Bewusstseinsebenen vordringt, die aber trotz der Pop-Affinität über eine außergewöhnliche Klasse verfügt. Das Publikum ist schier begeistert, tanzt sofern möglich und singt nicht nur bei "Stars" beseelt mit, während Hucknall seinerseits bei "Do the Right Thing" noch einmal alles gibt. "If You Don't know Me By Know" als letzte Zugabe ist dann bestenfalls rhetorischer Art. Natürlich kennen die Fans ihren "Red" und wie der tosende Schlussapplaus beweist, so lieben sie ihn auch.

Im Sommer sind Simply Red auch wieder auf Tour, unter anderem am 30. Juli 2016 in Mönchengladbach.

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