"music & talk" in Remagen Gitarrist Gregor Hilden gastiert vor der Kulturwerkstatt

REMAGEN · Die Entscheidung war nicht die schlechteste. Erstmals nach draußen verlegt hatte der Förderverein Altes Jugendheim Remagen wegen des schönen Wetters seine Reihe "music & talk".

 Konzert vor der Kulturwerkstatt an der Remagener Kirchstraße.

Konzert vor der Kulturwerkstatt an der Remagener Kirchstraße.

Foto: MARTIN GAUSMANN

Zur fünften Auflage spielte wie immer die Hausband "Metropolitans" der Remagener Kulturwerkstatt nur diesmal nicht drinnen sondern auf der Freiluftbühne am benachbarten Platz an der Römermauer mitten im "Historischen Dreieck".

Erst alleine, aber dann auch mit dem Talkgast des Abends: dem Jazzgitarristen Gregor Hilden, während die Zuschauerzahl schnell von den für die Veranstaltungsreihe schon beachtlichen 30 auf gut das Doppelte stieg. Mindestens einer der Gründe dafür war rasch auszumachen im seelenvollen Spiel Hildens. Der Münsteraner gab sich ebenso geist- wie gefühlvoll an der Gitarre. Seine Interpretationen und Improvisationen kamen nicht protzig oder prahlerisch daher sondern sinnlich und unaufdringlich. Aufhorchen ließen elegante Melodielinien, sanfte Klangfarben und Saiten, die sangen aber nicht jaulten und schon gar nicht weh taten.

"Ich freue mich, einen der besten Gitarristen in Deutschland begrüßen zu dürfen", hatte Hausband-Frontmann Rolf "Kiki" Schumacher den "Stargast" des Abends begrüßt. Bei der Formation "Blues Express" hatten sie vor Jahren kennen gelernt, erklärte er das Zustandekommen dieses Auftritts, für den die Musiker "zwar nicht geprobt, aber telefoniert" hatten. Dafür funktionierte das Zusammenspiel, wenn auch nicht völlig reibungslos so doch beachtenswert gut. Das lag nicht zuletzt am feinsinnigen Vermögen Hildens, sich musikalisch zurückzunehmen, auch wenn viele Zuhörer sich wohl seinen Gitarrensound gerne mehr im Vordergrund gewünscht hätten.

Zunächst sanft, dann berauschend und stets konzentriert war sein Spiel. Bald schon trat er in den Dialog mit dem immer wieder tonangebenden Saxofon Schumachers und forderte wechselweise den Mann an den Tasten, Martin "Billy" Wieschermann, oder Schlagzeuger "Doc Fred" Fred Prünte zu Soli heraus. Songs wie Herbie Hancocks "Watermelon Man", aber auch "Blue Clouds" oder "Golden Voice Blues" und "Shufflin'" aus der Feder Hildens kamen an, wobei der Münsteraner bei leiser werdenden und langsameren Passagen mehrfach auch dem Publikum Gelegenheit gab, "zu Wort" zu kommen: Es klatschte und schnipste im Takt mit.

Wirkliche Worte wechselten dann beim "talk" Schumacher und Hilden. Beim Interview berichtete Hilden davon, wie und wann er zur Gitarre kam, dass ihm "Bienchen summ herum" beim Unterricht auf der Konzertgitarre nicht gereichte habe, zumal er damals Bands wie Slade und Sweet im Radio hörte, und deshalb zwei Jahre mit dem Gitarre lernen pausierte bis er einen weiteren, diesmal autodidaktischen und letztlich dauerhaften Anlauf auf der E-Gitarre nahm.

Spontaneität und Improvisation beim Zusammenspiel machen den Blues für Hilden aus, und wer ihn vorher spielen gehört hatte, glaubte ihm, als er bekannte: "Als Bandleader eine Soloshow zu gestalten, wär' nicht mein Ding". Deshalb spielte er nach dem Gespräch auf Barhockern auch wieder mit den "Metropolitans", die den Abend traditionell mit der Erkennungsmelodie von "music & talk" instrumental eröffnet und dann verstärkt durch Sängerin Linda Schumacher mit Songs wie "Don't look any further" und "Some kind of wonderful" eingeheizt hatten.

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