Bryan Adams in der Kölner Lanxess-Arena Gitarren-Kostbarkeiten für die Jungs, Balladen für die Mädels

köln · Das vitale Lebensgefühl von 18-Jährigen bis zum letzten Atemzug bewahren, "18 'til I Die", so klingt die trotzig rockende Botschaft eines 52-Jährigen. In der Kölner Lanxess-Arena feierte Bryan Adams, der in den 80er und 90er Jahren Hits am Fließband produzierte, mit gut 12.000 begeisterten Fans den 20. Geburtstag seines Erfolgsalbums "Waking Up The Neighbours" und knüpfte problemlos an die Erfolge der Vergangenheit an.

 Schnörkellos und gut: Bryan Adams zeigt in der Lanxess-Arena bei den 18-Jährigen wie bei der Generation Ü50 Wirkung.

Schnörkellos und gut: Bryan Adams zeigt in der Lanxess-Arena bei den 18-Jährigen wie bei der Generation Ü50 Wirkung.

Foto: Thomas Brill

Mit einem krachenden "House Arrest" startet der gebürtige Kanadier, der mit seinem seitengescheiteltem, gegelten Haar direkt aus einem John-Steinbeck-Roman entsprungen sein könnte, das Konzert. Samt vierköpfiger Band setzt er zu einem über zweistündigen Powerplay an, das in einer atemlosen Mischung gradlinig eingängige Rocksongs sowie anrührende Balladen präsentiert.

Die Fans gehen begeistert mit. Es dauert keine 20 Minuten, da hat Adams mit "Can't Stop This Thing We Started" auch das Publikum auf den Rängen aus seinen Sitzen katapultiert. "Summer of '69", "Cuts Like a Knife" oder "Run to You" sind weitere Mitsing-Kracher, die Adams zwischen die Midtempo-Songs und Balladen zündet.

Klug bedient der Sänger und Gitarrist geschlechtsspezifische musikalische Vorlieben. So bekommen die Jungs erstklassige Gitarrensounds von fast historischen Gitarren-Kostbarkeiten auf die Ohren. Bei den Rocksongs, bei denen sich Adams als Meister eingängiger Hooklines präsentiert, kommt es immer wieder zu musikalischen Duellen mit seinem langjährigen Leadgitarristen Keith Scott, der ein so brillanter Techniker ist, dass man ihm gern die etwas abgedroschenen Hendrix-Posen verzeiht. Dagegen verführt Adams die Mädels mit seiner rauchigen Stimme und der herzschmerzenden Romantik von Balladen wie "Do I Have to Say the Words" oder dem latino-schmalzigen "Have You Ever Really Loved a Woman". Da bleibt nicht jedes Auge trocken.

Damit das Ganze nicht zu arrangiert erscheint, gibt es Showteile, die zumindest den Anschein erwecken, hier sei noch Spontaneität mit im Spiel. So darf Claudia aus Oldenburg, eine Bankangestellte, zu Bryan Adams, den sie um einen halben Kopf überragt, auf die Bühne. Beim Duett von "When You're Gone" schlägt sich die junge Bankerin sehr souverän und sammelt einige Sympathiepunkte für den zuletzt imagemäßig arg gebeutelten Berufsstand.

Bryan Adams, dessen 2008 erschienenes Album "11" kaum wahrgenommen wurde, der sich zuletzt künstlerisch mehr um die Fotografie, seine kleine Tochter sowie diverse Benefiz-Engagements gekümmert hat, ist in der komfortablen Situation, sich nicht ständig neu erfinden zu müssen, was er ohnehin nie getan hat. Längst ist seine Schnörkellosigkeit, die er mit den Zugaben "Straight From the Heart" und "All For Love" eindrucksvoll unterstreicht, eine Marke, die bei 18-Jährigen wie bei der Generation Ü50 gleichermaßen Wirkung zeigt.

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