Geschmeidiger Chanson-Reigen in Bonner Oper

BONN · Götz Alsmann und Band gaben Gastspiel auf Einladung des Hauses der Springmaus.

Im ausverkauften Opernhaus erzählt Götz Alsmann von seiner ersten Begegnung mit dem französischen Chanson. 1967 habe er vor dem elterlichen Schwarzweiß-Fernseher gehockt und einen Auftritt von Gilbert Bécaud in der Unterhaltungssendung "Einer wird gewinnen" verfolgt. Und sei derart beeindruckt vom lässigen Charisma des "Monsieur 100.000 Volt" gewesen, dass sich der tiefe Wunsch in ihm verankert habe, sich eines Tages zumindest in ähnlichen Gefilden künstlerisch zu bewegen.

Mehr als vier Jahrzehnte später hat Alsmann, der als erster deutscher Solokünstler einen Vertrag beim weltweit renommiertesten Jazz-Label Blue Note unterschrieb, diesen Traum realisiert. Im traditionsreichen Studio Ferber im 19. Pariser Arrondissement, in dem sämtliche französische Sangesgrößen wie Bécaud, Aznavour, Gainsbourg oder Montand verkehrten, spielte er mit seiner Band das aktuelle Album "In Paris" ein. Chanson-Klassiker der 30er bis 60er Jahre, vom König des deutschen Jazzschlagers eingedeutscht und exotisch-swingend arrangiert.

Anerkennender, aber kein überschäumender Applaus

Das Bonner Gastspiel auf Einladung des Hauses der Springmaus, gleichzeitig der Tourneeabschluss, entpuppt sich als geschmeidig-perlender Chanson-Reigen, der allerdings nicht ganz so abwechslungsreich, überraschend und pfiffig daherkommt wie die Vorgängerprogramme "Herrenabend" oder insbesondere "Engel oder Teufel". In babyblauen Sakkos und bester Spiellaune: Altfrid Maria "Maître de plaisir" Sicking (Vibraphon, Marimba, Röhrenglocken, Trompete), Rudi "Grandseigneur" Marhold (Schlagzeug), Michael Ottomar "Bonvivant" Müller (Bassgitarre), Markus "Filou" Paßlick (Percussion) sowie selbstredend Götz "Capitaine" Alsmann (Klavier und Akkordeon).

"Im Café de la Paix in Paris" heißt es etwa: "Er ist süß, sie ist süß und die Welt ist ein Paradies". Na, so soll es sein. Honigsüße Melancholie in "Liebe mich", im Original von Dalida, pathetische Melancholie in "Der Vagabund und das Kind", ursprünglich von Eddie Constantine. Was den Cineasten Alsmann zu einem ebenso kenntnisreichen wie amüsanten Exkurs über Eddies Agentenfilme animiert. Flott-vergnügt geht es weiter mit "Der Wolf tanzt Cha-Cha-Cha" (Gainsbourg) und dem großen Sehnsuchtsklassiker "Das Meer", im Original von Charles Trenet, in dem Schlegel-Schamane Sicking die Röhrenglocken majestätisch ertönen lässt. Am Ende erwartungsgemäß anerkennender, aber kein überschäumender Applaus.

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