Gerüchteküche inszeniert "Hexenjagd"

Manchmal muss eben auch ein Theaterstück reifen wie ein guter Wein. Mehrere Jahre hatten sich die Mitglieder der Theatergruppe "Gerüchteküche" schon mit dem Gedanken getragen, die "Hexenjagd" von Arthur Miller auf die Bühne zu bringen.

 Die Schauspieler der Uni-Theatergruppe zeigen "Hexenjagd" in der Tapetenfabrik.

Die Schauspieler der Uni-Theatergruppe zeigen "Hexenjagd" in der Tapetenfabrik.

Foto: Max Malsch

Beuel. Manchmal muss eben auch ein Theaterstück reifen wie ein guter Wein. Mehrere Jahre hatten sich die Mitglieder der Theatergruppe "Gerüchteküche" schon mit dem Gedanken getragen, die "Hexenjagd" von Arthur Miller auf die Bühne zu bringen.

Doch in diesem Herbst stimmte einfach alles für die Studentenschauspieler: Mit der Halle 10 in der Tapetenfabrik stand der Gruppe im Sommer erstmals ein großer Saal zur Verfügung, und die Feier des zehnjährigen Bestehens der "Gerüchteküche" rief nach einer besonderen Herausforderung.

Und zuletzt stimmte diesmal auch die Jahreszeit: "Eine so düstere Geschichte wollten wir einfach nicht aufführen, wenn draußen die Sonne scheint", sagte Sasha Haunhorst, Mitglied der "Gerüchteküche".

Tatsächlich wird den Besuchern des Theaterstücks schon vor dem ersten Akt klar, dass es bei "Hexenjagd" weniger heiter zugeht als bei der "Gerüchteküche" sonst üblich: Ein Galgen baumelt über der Bühne und kündet wortlos von den Grausamkeiten, die sich die Protagonisten der Geschichte Millers antun werden.

Und tatsächlich kommt er am Ende auch zum Einsatz - nichts für zart besaitete Nerven. In "Hexenjagd" geht es um den kleinen Ort Salem, dessen puritanische Bewohner jede Art von Vergnügung mit Sünde gleichsetzen.

Als das Mädchen Abigail (Melanie Schädlich) von ihrem Onkel, dem Pastor (Peter Berger), dabei überrascht wird, wie sie im Wald um ein Feuer tanzt, täuscht sie Besessenheit vor und beschuldigt andere Dorfbewohner, mit dem Teufel im Bunde zu stehen und sie verhext zu haben.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als die Richter (Harald Matthiessen und Tamer Afifi) aus Angst um ihre Autorität lieber einen unschuldigen Bauern (Felix Toyka) hängen lassen, als ein Fehlurteil einzugestehen. Regie führen Livia Spiegel und Eva Debus.

Die Bonner inszenieren das Stück auf der kreuzförmigen Bühne bewusst zeitlos, mit einem gesellschaftskritischen Hintergedanken: Diese Art der beweislosen, nicht hinterfragten Anklage gegen einzelne Bevölkerungsgruppen ist heute nicht wenige aktuell als im 17. Jahrhundert, in dem Miller sein Stück spielen ließ - die Sarrazin-Debatte lässt grüßen.

"Diesmal ist es uns außerdem gelungen, den Stoff ernst zu behandeln - normalerweise bringen wir gerne eine humoristische Note in unsere Stücke ein", erläutert Sasha Haunhorst. Bisher habe man hauptsächlich studentisches Publikum, bei der Aufführung von "Four Rooms" im Sommer jedoch auch ältere Zuschauer begeistern können.

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