Bonner Beethoven Orchester Generalmusikdirektor Stefan Blunier stellt neue Saison vor

BONN · Wenn die Gesamtauslastung des Konzertangebots des Bonner Beethoven Orchesters bei 92,75 Prozent liegt, die Plätze der Sonntagskonzerte hingegen nur zu zwei Dritteln verkauft sind, kann man durchaus von einer Schieflage sprechen.

 Die Geigerin Nicola Benedetti spielt im Oktober Max Bruchs Violinkonzert.

Die Geigerin Nicola Benedetti spielt im Oktober Max Bruchs Violinkonzert.

Foto: Simon Fowler

Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier kündigte bei der Vorstellung der nächsten Saison als Konsequenz daraus deren Abschaffung an. "Wir haben nun eine geschmeidigere Programmstruktur", sagte er.

Als Ersatz für die Sonntagskonzerte wird die Reihe der mit über 90 Prozent deutlich erfolgreicheren Freitagskonzerte um einen Abend erweitert, darüber hinaus sollen zusätzliche Sonderkonzerte Farbe in den Spielplan bringen, wie Blunier gestern in den Räumen des Beethoven-Hauses erläuterte. Etwa mit zwei samstäglichen Motto- Konzerten, für die er als Zielgruppe vor allem die "18- bis 42-Jährigen" avisierte.

Am Samstag, 9. November, steht der Abend unter dem Titel "BOB Goes Jazz" und verbindet Klassiker von Gershwin oder Bernstein mit einem Auftragswerk an Mark-Anthony Turnage, den derzeit vielleicht wichtigsten britischen Komponisten, der ein Konzert für Schlagzeug und Orchester schreibt. Solist ist Peter Erskine, der spätestens seit seinen Weather-Report-Tagen als einer der besten Jazz-Schlagzeuger der Welt gilt.

Ein weiterer Mottoabend ist das Konzert "BOB am Rhein" am 28. Juni 2014 mit Werken von Robert Schumann über Max von Schillings bis Richard Wagner, die sich mit dem romantischsten aller Flussläufe auseinandersetzen. Mit Konrad Beikircher hat man dazu eine ausgewiesene Fachkraft als Moderator gewonnen.

Herzstück der insgesamt 30 sinfonischen Konzerte des Beethoven Orchesters ist die Reihe der Freitagskonzerte, die während des Beethovenfestes mit einem Abend beginnt, der Wagner und die skandinavischen Komponisten Jean Sibelius und Christian Lindberg gegenüberstellt. Lindberg dirigiert den Abend selbst und ist zudem Solist seines eigenen Konzertes für Posaune und Orchester. Als Gesangssolistin ist die Mezzosopranistin Dagmar Peckova dabei.

Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der die Schirmherrschaft über das Orchester übernommen hat, kündigte schon jetzt an, dass das Beethoven Orchester künftig prominenter in das Beethovenfest eingebunden sein werde. "Zum Beispiel mit dem Eröffnungs- oder dem Abschlusskonzert", sagte er. Das sei bereits mit der neuen Intendantin Nike Wagner besprochen.

Bei den weiteren Konzerten der Reihe setzt das Beethoven Orchester auf sinnfällig komponierte Programme, junge, aber auch etablierte Solisten und Dirigenten. Besonders viel verspricht sich Blunier von der britischen Geigerin Nicola Benedetti, die unter seiner Leitung am 11. Oktober mit Max Bruchs berühmtem Violinkonzert zu hören ist. Als weiterer Solist kommt der Geiger Sergej Krylow nach Bonn, die Sopranistin Anne Schwanewilms wirkt bei einem reinen Strauss-Abend mit, Mojca Erdmann ist Solistin in Mahlers vierter Sinfonie.

Der Cellist Pieter Wispelwey spielt ein Britten-Konzert. Besonders originell kommt das Intermezzo daher, das Blunier am 23. Mai 2014 zwischen die Aufführung der achten und sechsten Sinfonie Beethovens schaltet (mit denen auch der CD-Zyklus fortgesetzt wird): Carlo Torlontano bringt an diesem Abend das "Concertino rustico" für Alphorn und Streicher von Ferenc Farkas zu Gehör.

Als Dirigenten kommen Dmitrij Kitajenko, Jun Märkl und Friedemann Layer nach Bonn; die in Zusammenarbeit mit dem Beethoven-Haus vorbereitete Beethoven-Nacht leitet der estnische Dirigent Olari Elts. Natürlich begleitet das Beethoven Orchester auch wieder das Finale der Telekom Beethoven Competition (ebenfalls unter Olari Elts), aber auch - das Abschlusskonzert des Deutschen Musikwettbewerbs im April. die Reihe der sonntäglichen Matineekonzerte ist in diesem Jahr Mozart gewidmet.

Das Motto ist laut Blunier "Mozart im Kontext" und stellt der Musik des Salzburgers Werke gegenüber, die sich mit ihr auseinandergesetzt haben wie zum Beispiel Max Reger in seinen Variationen. Die Reihe der Kinder- und Familienkonzerte wird nach dem Abschied von Thomas Honickel im kommenden Jahr interimsweise von dem Österreicher Christoph Thoma geleitet. "Wir wollen in dieser Saison Formate testen", sagt Thoma.

Das erste Konzert, "Ein Amerikaner auf Reisen", dirigiert übrigens Blunier selbst. Die endgültige Nachfolge Honickels wird im Sommer bekanntgegeben. Bei den Kammerkonzerten wird laut Blunier ein wenig gespart. In der nächsten Saison sind es 28 Konzerte statt wie bisher 32. In der Villa Prieger spielen die Musiker des Beethoven Orchesters, in den übrigen Spielstätten Gastmusiker wie die Pianistin Olga Scheps oder das Artemis Quartett. Bislang wurden die Konzerte von Brigitte Rudolph organisiert, die sich zum Ende der Saison in den Ruhestand verabschiedet. Allerdings nicht ohne einen dicken Blumenstrauß, den Blunier ihr gestern überreichte.

Info: Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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