Beethovenfest Generalmusikdirektor Kaftan feiert rauschhaftes Debüt

Bonn · Bonns neuer Generalmusikdirektor Dirk Kaftan hat beim Beethovenfest sein Debüt als Dirigent der Freitagskonzerte gegeben. Es war das vorerst letzte Konzert des Beethoven Orchesters im WCCB.

Eigentlich hätte ja Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“ einen hübschen programmatischen Einstieg beim Debüt von Bonns neuem Generalmusikdirektor Dirk Kaftan bei den Freitagskonzerten hergegeben. Denn der Tanz, und zwar in seiner rauschhaftesten Ausprägung, bildete die musikalische Klammer für einen ebenso ungewöhnlichen wie spannenden und in großen Teilen mitreißenden Abend im ausverkauften Konzertsaal des WCCB, wo das Beethoven Orchester auf Einladung des Beethovenfestes noch einmal spielte, bevor es ab November das Opernhaus als Hauptspielstätte beziehen wird.

Nicht ganz grundlos sah Richard Wagner in Beethovens Siebter gar die „Apotheose des Tanzes“, hier steht von der langsamen Einleitung bis hin zum rasenden Finale der Rhythmus im Vordergrund des Geschehens. Mit ausladenden Gesten und hohem Körpereinsatz forderte Kaftan die Musiker des Beethoven Orchesters, die schon die langsame Einleitung mit großer Spannung aufluden, die sich dann zunächst in der von der Flöte angeführten Überleitung zum schnellen Teil auflöste, um dann aber rasch an Fahrt aufzunehmen. Dass er den Schluss mit seinen jubelnden Hornrufen als Auftakt für den Allegretto-Trauermarsch verstand, ist eine ziemlich kühne Deutung, die jedoch durchaus überzeugte. Die plötzliche Abdunklung zum a-Moll hatte eine fast Mahler'sche Wirkung.

Diesen Satz spielte das Orchester klanglich überaus sensibel, mit schönem Streicherklang und farbenreich gezeichneten Holzbläserlinien. Dieses Allegretto ist freilich auch eine Phase, in der die Musik Energie sammelt für den rhythmischen Furor der beiden folgenden Sätze, die das Orchester unter Kaftans Leitung virtuos und mit großer Hingabe und Leidenschaft spielte.

Liebesgedicht in fünf Sätzen

Nachdem die thematische Klammer mit Beethoven geöffnet wurde und bevor sie sich mit Maurice Ravels „La Valse“ schließen würde, kam noch Henri Dutilleux' Konzert für Violoncello und Orchester zum Einsatz. Es verdankt seine Entstehung der Anregung des Choreografen Roland Petit, der an ein Ballett über Charles Baudelaires „Les Fleurs du Mal“ dachte. Insofern passt es sehr gut in den Kontext von Beethoven und Ravel, allerdings hat Dutilleux bei seinem Cellokonzert Baudelaires „Blumen des Bösen“ zwar im Blick behalten, aber ein Ballett hat er nicht komponiert, sondern eher ein Liebesgedicht in fünf Sätzen.

Der ungarische Cellist Miklós Perényi spielte den poetischen Solopart, den er unglaublich sanglich und tonschön gestaltete, selbst in den höchsten Lagen. Der Orchesterpart ist überaus fantasievoll instrumentiert, vom verrätselt geräuschhaften Beginn des Schlagwerks, aus dem sich die Cellostimme erhebt. Der Magie dieser Musik konnte man sich jedenfalls kaum entziehen. Auch beim Publikum kam die Ende der 1960er Jahre entstandene Musik bestens an.

Ravels „La Valse“ könnte man tatsächlich als Fortschreibung von Beethovens siebter Sinfonie verstehen, von der Apotheose zur Apokalypse, wenn man so will. Kaftan und das Beethoven Orchester schraubten die Musik in immer neue Sphären bis zum rauschhaften Ende. Ein Debüt nach Maß. Der Jubel im Publikum währte entsprechend lang.

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