Sinfoniekonzert in der Bonner Oper Dirigentin Gemma New begeistert mit dem Beethoven Orchester

Bonn · Beim Freitagskonzert des Beethoven Orchesters in der Bonner Oper überzeugte die neuseeländische Dirigentin Gemma New mit Werken von Tippet, Ludwig van Beethoven und Edward Elgar.

 Gemma New dirigiert, Maria Bengtsson singt.

Gemma New dirigiert, Maria Bengtsson singt.

Foto: Felix von Hagen

Hätte es im elisabethanischen Zeitalter schon Musikcharts gegeben, wäre die kleine hübsche Weise „Sellinger‘s Round“ mit Sicherheit für lange Zeit Spitzenreiter geblieben. Über die Jahrhunderte hat der anonyme irische Tanz vor allem in der Harmonisierung William Byrds seine Hörer verzaubert. Noch Elizabeth II. sollte sich an „Sellinger‘s Round“ zu ihrer Krönung erfreuen, orchestriert und variiert von diversen britischen Komponisten wie Benjamin Britten, William Walton und Michael Tippet.

Letzterer blieb auch nach getaner Arbeit musikalisch am Ball und schob noch ein ganzes Divertimento über „Sellinger‘s Round“ hinterher, mit dem die neuseeländische Dirigentin Gemma New ihr sehr britisch geprägtes Programm beim jüngsten Freitagskonzert des Beethoven Orchesters in der Bonner Oper eröffnete. Man hob denn auch sehr tänzerisch an, ließ die reizvollen elisabethanischen Harmonien wirken, ebenso die deutlich stärker im 20. Jahrhundert verhaftete, von der Trompete angeführte zweite Episode des Eröffnungssatzes. Wunderbar auch der schon im zweiten der insgesamt fünf Sätze angelegte emotionale Höhepunkt des Divertimentos, ein berührender Klagegesang, mit großer Innigkeit angestimmt von Konzertmeister Liviu Casleanu an der Sologeige.

Bevor die „English Connection“ mit Edward Elgars „Enigma Variations“ fortgesetzt wurde, schob man ein Werk von Beethoven ins Programm: Die Konzertarie „Ah! Perfido“, die der junge Beethoven 1796 komponierte, in Wien jedoch erst zwölf Jahre später aufführen sollte. In der Bonner Oper sang die schwedische Sopranistin Maria Bengtsson die fast eine Viertelstunde dauernde Arie. Bengtsson gestaltete Deidamias Wut über den treulosen Achilles mit energischem Einsatz, bevor sie den Abschiedsschmerz in der Arie selbst in zu Herzen gehenden, wehmütigen Gesang verwandelte. Fürs Publikum ein Glück, dass sie sich nach dieser Darbietung mit dem Rezitativ und der Arie der Gräfin aus dem dritten Akt von Mozarts „Figaro“ bedankte.

In Elgars „Enigma-Variations“ zeigte Dirigentin New dann noch einmal ihre herausragende Qualität. Bei den 14 Variationen handelt es sich im Grunde um 14 musikalische Porträts von Menschen aus dem Umfeld des Komponisten. Wem Elgar jeweils den tönenden Spiegel vorhielt, blieb lange Zeit ein Rätsel. Dass zumindest dieser Teil des enigmatischen Inhalts mittlerweile gelöst ist, raubt dem Werk jedoch keineswegs seinen Zauber.

New jedenfalls zeichnete die Charaktere in klaren Umrissen, wobei sich das Orchester auf ihre sehr präzise Schlagtechnik verlassen konnte, die sie mit bemerkenswerter Eleganz ausführte. Die Geläufigkeit der zweiten Variation verfehlte ihre Wirkung ebensowenig wie das feine Porträt der Violaspielerin Isabell Fitton, der Humor der 3. Variation und vor allem die ganz großen Emotionen der Nimrod-Variation. Nach dem finalen Selbstporträt des Komponisten war das Publikum in der Oper begeistert und durfte sich noch an einem weiteren Werk von Elgar erfreuen: „Salut d‘amour“.

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