Daniel Röhm im Kammermusiksaal Geheimnis der letzten Sonate

BONN · "Meine Kreisleriana spiele manchmal! Eine recht ordentlich wilde Liebe liegt darin in einigen Sätzen, und Dein Leben und meines und manche Deiner Blicke." So Robert Schumann 1838 an Clara, die zu diesem Zeitpunkt zwar nur ein paar Straßen weiter wohnte, doch für ihn noch in unerreichbarer Ferne.

Die Kreisleriana spielte sie erst nach seinem Tod. Im Beethoven-Haus widmete sich Daniel Röhm den acht Stücken, deren Stimmungswechsel ein Charakterbild des überspannten Kapellmeisters Johannes Kreisler aus E.T.A. Hoffmanns "Kater Murr" zeichnen sollen. Mit seiner sicher agierenden linken Hand meisterte der Pianist die von Schumann herangezogenen barocken Techniken wie Kanon und Engführung so souverän, dass viel Energie für die Koloration der schwankenden Seelenzustände übrig blieb.

So folgte dem idyllischen Gesang der sechsten Fantasie das wild-entfesselte Fugato der siebten, bevor Röhm am Ende das Verschwinden Kreislers im Pianissimo so nonchalant hintupfte, dass die Zuhörer schmunzeln mussten. Auch bei den 16 Walzern von Brahms gelang es ihm, das Spannungsverhältnis zwischen volkstümlicher Tradition und deren Überschreitung darzustellen - schade nur, dass sich hier technische Mängel störend bemerkbar machten.

Ganz anders Beethovens Opus 111: Hier verspielte Daniel Röhm sich nicht, sondern überzeugte durch eine virtuose und fundierte Auseinandersetzung mit dem letzten großen Sonatenexperiment des Komponisten. Zum mystischen Nimbus der zweisätzigen c-Moll-Sonate hat nicht zuletzt Thomas Mann mit seinem "Doktor Faustus" beigetragen.

Im Kammermusiksaal machte Röhm vom gewaltig krachenden Maestoso-Thema des ersten Satzes bis zum synkopischen Flirren der Arietta das Unbeschreibliche zum Ereignis. Auf die Zugabe, Liszts Transkription von "Isoldes Liebestod", hätte er danach getrost verzichten können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort