Geheime Leidenschaften und ehrgeizige Pläne

Bonner Autor Gisbert Haefs schildert Caesars Machtkämpfe aus Sicht eines Centurios und Spions wider Willen

Geheime Leidenschaften und ehrgeizige Pläne
Foto: Fischer

Bonn. Wie nähert man sich einer Legende, in diesem Fall Gaius Julius Caesar? Das hat sich der Bonner Autor Gisbert Haefs gefragt, bevor er die Arbeit an seinem neuen Roman begann, den er am Dienstagabend in Bonn auf der Bouvier Literaturbühne vorstellte.

Um schließlich seine Geschichte "Caesar" aus Sicht des ehemaligen Kriegers Quintus Aurelius zu erzählen. Der wird von Cicero und anderen römischen Politikern dazu gezwungen, den offenbar so machtbesessenen Feldherren in Gallien auszuspionieren, und beginnt an seiner Aufgabe zu zweifeln.

Wohin wird Caesars Ehrgeiz noch führen, und wie er ist zu bremsen? Oder wäre am Ende nicht alles besser als ein weiteres quälend-langsames Verrotten der Römischen Republik?

"Ich hatte mich schon länger mit dem Gedanken getragen, über Caesar zu schreiben, dachte aber zuerst, es gäbe eigentlich schon genug Literatur über ihn", erinnert sich Haefs. Dabei handele es sich allerdings in der Mehrzahl um Sachbücher.

"Die meisten Autoren rücken Caesar in ein bestimmtes Licht. Er ist entweder Held, Schurke, Geschäftsmann, Verführer oder Mörder. Für mich ist das Spannende daran, dass er all das in sich vereint", fügt Haefs hinzu. Winter 53/52 v. Chr.: An der Straße nach Tusculum betreibt Quintus Aurelius den Landgasthof "Contubernium", benannt nach einem römischen Achtmannzelt und mit dem Dichter Catull als Stammgast.

Als Koch soll sich der frühere Krieger auch in Caesars Feldlager in Gallien verdingen - als Tarnung für seine Spionage. Immer wieder trifft Aurelius dabei auf die schöne Kalypso, Tochter eines Dichters und Geliebte mächtiger Männer. Sie wird die Seine und beide fragen sich fortan, wie dieser Machtkampf wohl enden könnte.

Natürlich ist Caesar nicht halb so naiv, wie Cicero und dessen politische Freunde geglaubt haben mochten, als sie ihm einen ihrer Vertrauensmänner ins Lager schickten. Er bietet dem vermeintlichen Feldkoch trotz dessen Fußverletzung durch eine gerissene Achillessehne eine Position als "primus pilus iterum", höchster Centurio auf dem Marsch.

Was Catull in Aurelius' Begleitung zu der Annahme veranlasst, der Politiker und Heerführer habe die Pläne seiner Feinde sofort durchschaut, ihr mehr oder minder willfähriges "Instrument" für 3 000 Denare gekauft und lasse es nun in seinem Orchester spielen.

Wie auch bei Haefs' anderen historischen Romanen über Hannibal, Alexander und Troja oder "Das Schwert von Karthago" erwacht auch im "Caesar" die Antike zum Leben. Eines voller Leidenschaften, geheimer Wünsche und ehrgeiziger Pläne. Für den Leser vertrautes Terrain, das ihm erlaubt, vom Alltag abzutauchen und dabei einer Legende recht nahe zu kommen.

Gisbert Haefs: Caesar, 510 Seiten, Heyne, 21,95 Euro

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