Gedächtnisausstellung für Breisiger Malerin

Erika von Roques war in der rheinischen Künstlerszene zu Hause - Sie starb vor 40 Jahren

Gedächtnisausstellung für Breisiger Malerin
Foto: Martin Gausmann

Bad Breisig. Die zierliche Gestalt mit Skizzenblock und Feldstaffelei gehörte über Jahrzehnte zum Breisiger Ortsbild. Die Malerin Erika von Roques lebte und wirkte von 1937 bis 1968 in der Quellenstadt.

Vor 40 Jahren starb die Künstlerin, die regen Anteil am Leben am Rhein nahm und an deren Schaffen die Verbandsgemeinde mit einer Gedächtnisausstellung im Jahr 2010 erinnern will.

Erika von Roques hat viele Breisiger porträtiert. Etwa den "Rheinischen Gastwirt" Heinz Gückelkorn ("Kunibert der Fiese"). Arbeiterdichter Max Barthel saß ihr in seinem Häuschen am Elzenberg Modell, der Architekt A.W. Stephan ("Stephansdach") in seinem Brohler Studio und der Gärtner Nikolaus Kraus in seinem Oberbreisiger Treibhaus. Zu den Höhepunkten des Werks von Roques gehört ein Porträt von Wilhelmine Lübke. Die Frau des damaligen Bundespräsidenten malte sie 1963.

Als gebürtiger Breslauerin war es von Roques nicht in die Wiege gelegt worden, dass Bad Niederbreisig, wie es einst hieß, zu ihrem Lebensmittelpunkt werden würde. Nach einem Studium an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau und Berlin wirkte sie zunächst als Entwerferin von Porzellandekoren.

In den 1930-er Jahren zierten ihre Motive Services, Vasen und Bonbonnieren der Firma Rosenthal, und sie lieferte auch die Vorlagen für deren Teeservices "Blaue Stunde" und "Hänsel und Gretel" (Eichkätzchenmotiv).

Weil ihr Mann Karl Adam für die Firma Rosenthal das Gebiet von Basel bis zum Niederrhein kaufmännisch betreute, ließ sich das Ehepaar im Sommer 1937 in der Niederbreisiger Bergstraße 8 nieder.

Die Malerin mochte nach Angaben ihrer Tochter Heidrun Dolezel den zwischen Hängen eingebetteten Ort, die Spaziergänge über die Rheinhöhen und die Abendstimmung am Strom. Davon zeugen auch viele Bilder - auch vom Brauchtum wie dem Karneval in der Quellenstadt. Die Künstlerin war von der Schönheit der rheinischen Landschaft begeistert und hielt sie in verschiedenen Techniken fest. Ihre Landschaftsbilder hingen später in einer Reihe von Botschaften der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes heiratete sie Werner von Roques und signierte fortan mit ihrem neuen Namen.

Der Porträtmalerei wandte sie sich ab den 1940-er Jahren zu. Zunächst entstanden Bildnisse in zartem Pastell, später bevorzugt in Öl. Egal ob das Model ein Handwerker, eine Schauspielerin oder ein Professor war: Für Erika von Roques musste es ein "guter Kopf" sein. Immer war es für sie wichtig, den Charakter des Menschen zu erfassen.

Deshalb gehörte zu den Malsitzungen auch das anregende Gespräch. Ab Mitte der 1950-er Jahre widmete sie sich freien Kompositionen in Öl: Bilder von der Verlorenheit des Menschen im All, von der Einsamkeit des Blinden, aber auch vom glücklichen Erleben des Frühlings, angeregt durch blühende Breisiger Gärten. In der damaligen Reitschule von Peter Schmidgen ("Jockey") skizzierte die passionierte Reiterin die Vorlagen zu ihrem Werk "Spielende Hengste" (1960).

Erika von Roques war in der rheinischen Künstlerszene zu Hause. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Are-Künstlergilde, war Mitglied des Mittelrheinischen Künstlerverbands Koblenz und der Bonner Gruppe "Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen" (Gedok).

Nicht zuletzt ihre Studien zum Breisiger Karneval zeigen ihre Verbundenheit mit dem Ort. Alljährlich stellte sie in den 1950er Jahren im damaligen Haus des Kurgastes (heute "Villa Lucia") aus. Ihre Werke waren zudem unter anderem in Dortmund, Düsseldorf und Darmstadt sowie in München und Paris zu sehen.

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