Aegidienberger Projektchor Gäste genießen das "Kulinarische Khor-Konzert"

AEGIDIENBERG · War's nun der Gesang? Oder haben sich die beiden Damen vom Buffet verführen lassen? Jedenfalls meldeten sich nach dem "kulinarischen Chorkonzert zur Weihnachtszeit" in der Friedenskirche gleich zwei neue Mitstreiterinnen bei Sönke Grunwaldt, dem Leiter des Projektchores der evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg.

 Singen, zuhören und schlemmen: Der Projektchor servierte seinen Gästen ein ganz neues Konzert-Konzept.

Singen, zuhören und schlemmen: Der Projektchor servierte seinen Gästen ein ganz neues Konzert-Konzept.

Foto: Frank Homann

Genauso wie die Veranstaltung ablief, gestalten sich ja auch die Proben im Zwei-Wochen-Turnus. Zwei Halbzeiten Gesang, zwischendrin eine Pause mit Mitbringseln aus den Küchen der Sänger. Grunwaldt: "Unsere Chorproben bestehen aus Singen, Essen, Quatschen, Singen." Eine musikbegeisterte Besucherin, selbst Chormitglied in Siegburg: "In dieser Form habe ich das noch nie erlebt." Aber es machte den Zuhörern sichtlich Spaß.

Der "Noten-Salat" mundete genauso wie die raffinierten Köstlichkeiten aus Töpfen und Pfannen beim "Zwischen-Spiel". Da gab es beispielsweise ausgestochene Sternenpumpernickel mit Kräuterkäse, Gänseschmalz mit Brot, gefüllte Eier, Nikolaussäckchen aus Schinken mit leckerer Füllung, Schnittchen mit Lachscreme und Weihnachtsgebäck.

Die Gäste unterhielten sich beim gemeinsamen Schmaus, auch über die Lieder und Texte, die vorgetragen wurden. Das Besondere: Sönke Grunwaldt ließ nicht nur einfach singen; er erklärte dem Publikum auch das Stück, erzählte etwas über den Komponisten oder den Anlass.

Aus der Vielfalt von vier Jahrhunderten hatte er das Programm des Abends ausgesucht: Gesangbuchlieder, Volksweisen aus verschiedenen Regionen, Gospels. Gestartet wurde mit dem Stück "Es kommt ein Schiff geladen", das nach alten Texten von Daniel Sudermann 1626 neu gedichtet wurde.

Die Konzertbesucher erfuhren, dass Sudermann 1550 in Lüttich geboren wurde und Hofmeister in verschiedenen Adelshäusern war. Der Dirigent erläuterte: "Das Lied enthält eine Fülle an Symbol-Bildern." Fazit: "Aus welcher Himmelsrichtung bläst der Wind in das Segel dieser Weihnacht, und in welchem Hafen kommen wir zur Ruhe?" Nachdenklich machende Sätze, dazu die von den knapp 20 Sängern vorgetragenen Lieder ergaben eine schöne Melange.

Die Gäste bereuten es nicht, sich Zeit genommen zu haben für diesen Ausstieg aus dem Weihnachtsstress. Wie "Stille Nacht" im "Jazz-Format" klingt? Auch das erlebten die Besucher, die danach gemeinsam mit dem Chor auch die herkömmliche Version sangen. Schließlich durften sie sich Lieder wünschen. "Macht hoch die Tür" war solch ein Favorit. An der Orgel begleitete Arthur Haag.

Zum Programm gehörten ebenso Geschichten der Sänger. Pfarrer im Ruhestand Hans Kroh, der eigentlich auch für den Weihnachtssegen am Schluss zuständig war, musste aus gesundheitlichen Gründen passen. Der Chorleiter las jedoch seine Episode vor. Weihnachten 1946 erlebte der Seelsorger auf Java mit der Mutter und vier Geschwistern bitterarm.

Der Sechsjährige hatte mit einem Bruder Kerzen aus Kokosfett in Bambusröhrchen gegossen. Die Kerzen qualmten jedoch fürchterlich. Alle flüchteten auf die Terrasse. Verdorbenes Fest? Nein, beim Anblick des Sternenhimmels dieser Tropenacht begann für sie doch noch der Heilige Abend. Diese Weihnacht ging als Qualmweihnacht in die Familiengeschichte ein.

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