Ousmane Ag Mossa im GA-Interview Frontmann der Touareg-Band Tamikrest über seine Heimat Mali

BONN · Ausgestattet mit E-Gitarre, Bass, Keyboard und Trommeln kreiert die Tuareg-Band Tamikrest eine nahezu meditative Symbiose aus Blues, Rock und Reggae. Klaus Harnacke sprach mit Bandleader Ousmane Ag Mossa über den musikalischen Kampf für die Emanzipation des malischen Volkes.

 Die Band Tamikrest mit ihrem Frontmann Ousmane Ag Mossa (links außen).

Die Band Tamikrest mit ihrem Frontmann Ousmane Ag Mossa (links außen).

Foto: Promo

Mit Mali verbindet man nicht unbedingt Rock'n'Roll. Wie hat man sich die "Infrastruktur" für einen Musiker in Ihrer Heimat vorzustellen?Ousmane Ag Mossa: Als ich anfing, Musik zu machen, gab es bei uns kaum Gitarrensaiten. Wir spielten meist nur auf einer oder zwei Saiten. Manchmal auch auf Bremszügen von Fahrrädern. Als Gitarren-Verstärker benutzten wir Kassettenradios. Heute ist es etwas besser, aber Musikfachgeschäfte wie etwa in Europa gibt es kaum. Inzwischen lebe ich in Algerien, dort gibt es fast, alles was man braucht.

Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder?
Ag Mossa: Wir haben alle seit unserer Kindheit Tinariwen gehört, die erste malische Band, die elektrische Gitarren verwendete und deren Musiker wie wir Tuaregs sind. Sie haben uns zur Musik gebracht und mich speziell dazu inspiriert, Gitarre zu lernen.

Sind Tamikrest politisch motiviert?
Ag Mossa: Wir vermitteln in unserer Musik Botschaften oder Absichten, wir sagen, woher die Probleme in unserem Land kommen und wollen dazu beitragen, dass diese Probleme eines Tages gelöst werden können.

In den von Islamisten kontrollierten Gebieten in Mali ist Ihre Musik tabu, in der Hauptstadt Bamako sind die Tuareg nicht sicher. Wie geht man mit solch einer Situation um?
Ag Mossa: Wir haben uns irgendwie arrangiert, denn diese Situation ist für uns ja nicht neu. Was die wenigsten hier in Europa wissen, ist ja, dass die Djihadisten, die terroristischen Gruppen, nicht erst seit 2012 Kidal (Stadt im äußersten Nordosten Malis, Anm. d. Red.) und die angrenzenden Gebiete, also unsere Heimat, kontrollierten. Die Al-Kaida in the Islamic Africa (AQIM) nistete sich schon 2003 in der Wüste ein und begann damals z.B. mit Kidnapping.

... und auch damit, Ihre Musik zu verbieten.
Ag Mossa: Es ist nicht so, dass unsere Musik sofort verboten wurde, aber mit den terroristischen Strukturen wurden die ökonomischen Bedingungen in diesem Teil Malis zerstört, es wurde nichts mehr investiert, der Tourismus kam zum Erliegen, und die Bedingungen für uns und unsere Musik sind seitdem äußerst schwierig. Wir bekommen z.B. keinerlei Plattform mehr in den öffentlichen Medien. So macht man unsere Musik zu einer illegalen Musik.

Konzert am 13. Oktober, 19 Uhr, in der Endenicher Harmonie. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Zur Person

Ousmane Ag Mossa ist Frontmann und Gründungsmitglied von Tamikrest aus Mali. Er gehört ebenso wie auch die anderen Mitglieder der 2006 gegründeten Band dem Volk der Tuareg an. Die Spezialität der Band ist die Vermischung des klassischen Rock-Instrumentariums mit afrikanischen Djembe- und Calabash-Trommeln.

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