Uwe Eric Laufenberg verlässt Köln Fristlose Kündigung steht im Raum

Köln · Nach Eskalation um den Etat geht Intendant Uwe Eric Laufenberg vorzeitig. Er stellt die Kölner Opernsaison unter Vorbehalt vor. Die Kölner Lokalpolitik und der Opernintendant der Stadt, agieren derzeit wie zwei Lokomotiven, die ungebremst aufeinander zu rasen.

Vorläufiger Höhepunkt in dem rheinischen Possenspiel um Etats und Defizite war gestern eine Spielplan-Pressekonferenz im Opernhaus, die eigentlich gar keine war. Im Mittelpunkt der rappelvollen Veranstaltung ein Opernintendant auf Abruf: Die rot-grüne Ratsmehrheit würde den Mann wohl am liebsten fristlos vor die Tür setzen, nachdem die Unterzeichnung eines geregelten Auflösungsvertrages zum Ende der nächsten Spielzeit 2012/2013 gestern gescheitert war. Laufenberg selbst hatte wegen der "Unterfinanzierung des Hauses" um die Auflösung des Intendantenvertrages gebeten.

Die Unterschriften sollten eigentlich gestern Mittag, eine Stunde vor Beginn der dann letzten Spielzeit des Intendanten, geleistet werden. Doch Uwe Eric Laufenberg hatte sich zwischenzeitlich öffentlich zur Sache geäußert, obwohl zwischen dem derzeit in Indien weilenden Oberbürgermeister Jürgen Roters, dem Kulturdezernent Georg Quander und ihm Stillschweigen vereinbart worden war.

"Vor diesem Hintergrund macht das heute (Dienstag) zwischen uns vereinbarte Treffen zur Unterzeichnung des Auflösungsvertrages keinen Sinn", teilte Quander gestern am späten Vormittag dem Opernintendanten brieflich mit. Außerdem gab er ihm eine unmissverständliche Dienstanweisung mit auf den Weg zur Pressekonferenz. Laufenberg dürfe lediglich das ankündigen, "was mit dem jetzt genehmigten Zuschuss zuzüglich der zu erzielenden Einnahmen realisiert werden kann".

In der aktuellen Etatdebatte hatte Laufenberg einen Zuschuss von 34 Millionen Euro für 2012/2013 gefordert und diese Summe der Saison-Planung zugrunde gelegt. Die rot-grüne Ratsfraktion wollte ihm jedoch wegen der angespannten Haushaltslage zunächst nur 30 Millionen genehmigen. Außerdem steht ein Defizit der Oper von zwei Millionen Euro im Raum.

Ein in der Geschichte einmaliger Vorgang

Während Laufenberg vor diesem Hintergrund von der Unterfinanzierung spricht, geht der Grünen-Fraktionsvize Jörg Frank mit der Behauptung hausieren, "das Ding" werde "geführt wie eine Frittenbude". Gleichwohl stockte der Kölner Rat gestern in einer Dringlichkeitsentscheidung den Etat um zwei Millionen Euro auf.

Dass Laufenberg die Spielplankonferenz trotz Quanders Dienstanweisung nicht absagte, führte dann zu einem in der Geschichte der Kölner Spielplan-Pressekonferenzen wohl einmaligen Vorgang. Weil bislang lediglich für die ersten sechs Vorstellungen der Eröffnungs-Produktion "La Forza del Destino" (Die Macht des Schicksals) sämtliche Verträge vom Regisseur (Olivier Py) über den Dirigenten (Will Humburg) bis zu den Solisten unterschrieben sind, musste sich Laufenberg bei der Verkündung der weiteren neun geplanten Neuproduktionen (inklusive konzertanter Oper) und drei Wiederaufnahmen in den Konjunktiv flüchten.

Grundsätzlich hält Laufenberg den Spielbetrieb bei einem Zuschuss von 32 Millionen für unrealistisch. Doch wenn die Politik das wolle, wäre das natürlich umsetzbar gewesen. Wenn er von vorneherein mit 32 Millionen geplant hätte, hätte er versucht, "die Spielzeit auf drei Neuinszenierungen und drei Wiederaufnahmen zu beschränken".

Dazu hätte er "höchstens 60 Vorstellungen gespielt". Außerdem hätte Markus Stenz nicht eingesetzt werden können, und die Abonnements hätten "komplett aufgekündigt" werden müssen. Zudem wäre die Schließung der Kinderoper sicher.

Das habe die Politik aber keinesfalls gewollt, sagte Laufenberg. Deshalb habe man den Bühnen erlaubt, zur Deckung der laufenden Kosten einen Kredit über fünf Millionen Euro aufzunehmen. Da Laufenberg das Geld jedoch nicht für Künstler- und Solistenverträge nutzen darf, will der Opernintendant diese Lösung nicht akzeptieren.

Ob das Szenario tatsächlich derart drastisch ausfallen würde wie von Laufenberg beschrieben, wird von seinen Kritikern angezweifelt. Ebenso gehen sie anders als der Intendant davon aus, dass auf der Grundlage der zusätzlich genehmigten zwei Millionen Euro die Künstlerverträge "zügig unterschrieben werden können".

Laufenberg war 2009 in einer sehr schwierigen Zeit in Köln angetreten. Das Haus war künstlerisch an einem Tiefpunkt angelangt und stand vor einer Bausanierung. Nach nur einer regulären Spielzeit, in der er das Haus wieder nach oben katapultierte, musste sich Laufenberg auf ein paar Interims-Spielzeiten einstellen. Die Saison 2012/13 hätte eigentlich die letzte sein sollen. Wegen der Verzögerung des Sanierungsbeginns geht man in Köln derzeit von einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Opernhaus erst 2015 aus und bezieht nun den Musical Dome als Ausweichquartier.

Nach dieser dann letzten Interims-Saison würde Laufenbergs Vertrag regulär im Sommer 2016 auslaufen. Aus diesem Grund hatte er zwischenzeitlich um eine Anpassung seines Intendantenvertrages an die neuen Bedingungen und um eine Verlängerung bis 2018 gebeten.

Ob er nun noch einmal eine ganz normale Spielzeit im Kölner Opernhaus erleben wird, erscheint unwahrscheinlich. Mit einer fristlosen Kündigung, wie sie Quander in seinem Brief angedeutet hatte, rechnet Laufenberg jedoch nicht: "Das ist weder moralisch noch juristisch gerechtfertigt", sagte er am Rande der Pressekonferenz.

Wann die von Laufenberg geplante Saison in den Vorverkauf gehen wird, steht derweil noch in den Sternen. Klaus Kröhne, stellvertretender Geschäftsführer der Kölner Bühnen, formulierte es gestern knapp: "Die Anweisung ist klar: Erst einmal gibt es keinen Vorverkauf."

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