Fringe Ensemble und CocoonDance kämpfen um Ballsaal

Seit 2004 arbeiten das Fringe Ensemble und die Compagnie CocoonDance gemeinsam im Endenicher Ballsaal, führen ihre Stücke auf, organisieren Festivals. Doch jetzt steht genau dieses Förder- und Organisationsmodell zur Disposition.

Fringe Ensemble und CocoonDance kämpfen um Ballsaal
Foto: ga

Bonn. Zwei Ensembles und eine gemeinsame Residenz: Das war vor sechs Jahren ein neues Modell, um Personal- und Verwaltungskosten zu sparen, abgestimmt mit dem Land NRW sowie der Bezirksregierung und vom Kulturausschuss der Stadt Bonn einstimmig verabschiedet.

Seit 2004 arbeiten das Fringe Ensemble und die Compagnie CocoonDance gemeinsam im Endenicher Ballsaal, führen ihre Stücke auf, organisieren Festivals. Doch jetzt steht genau dieses Förder- und Organisationsmodell zur Disposition - mit Blick auf die so genannte "Giftliste" der Kulturverwaltung.

Um 70 000 von 170 000 Euro soll der Zuschuss gekürzt werden. "Das wäre die rote Karte", stellt Frank Heuel, Leiter und Regisseur des Fringe Ensembles klar. "Unser Etat teilt sich auf in 85 000 Euro für Miete und andere Kosten wie zum Beispiel die halbe Stelle des Geschäftsführers Jörg Tewes. Die andere Hälfte, den künstlerischen Etat, teilen wir uns mit CocoonDance.

Davon blieben dann noch insgesamt 15 000 Euro übrig, um einen Spielplan zusammenstellen", fügt Heuel hinzu. "Das ist vielen Bonner Ratsmitgliedern in dieser drastischen Form gar nicht klar gewesen", ergänzt Rainald Endrass, der gemeinsam mit der Choreographin Rafaële Giovanola für das künstlerische Gesamtkonzept der freien Tanzcompagnie verantwortlich ist.

"Viele sind von sich aus zu uns gekommen und wollten wissen, was die geplante Kürzung für uns de facto bedeuten würde." Seine Antwort: "Sie würden irreversible Schäden anrichten. Und das, was erst einmal weg ist, kommt auch nicht mehr wieder", fürchtet Endrass. "Wir wehren uns selbstverständlich gegen diese existenzielle Bedrohung unserer Arbeit", bringt es Heuel auf den Punkt.

"Wir sind ja nicht umsonst überzeugt von dem, was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben, und wir haben Erfolg damit." Um so weniger Verständnis hat er für diejenigen, die bestehende Probleme "allein mathematisch" zu lösen suchen. "Zudem hätten wir uns gewünscht, auf direktem Weg informiert zu werden. "

Aber nicht nur der Zuschuss der Stadt steht zur Diskussion, "sondern damit auch unsere Einbindung in bestehende künstlerische Netzwerke und Programme" warnt Rafaële Giovanola. Dazu gehören beispielsweise die "NRW-Spitzenförderung freier Tanzensembles" und die Förderung Mittlerer Zentren. "Wenn die eigene Stadt uns nicht weiter unterstützt, kann damit auch alles andere auseinanderfallen", befürchtet sie.

Resignieren wollen Rafaële Giovanola, Rainald Endrass, Frank Heuel und Jörg Tewes aber noch lange nicht. Aus ihrer Sicht ist es Zeit für eine Diskussion über den Kulturstandort Bonn. "Wir haben bewusst hier gearbeitet und werden das auch gerne weiter tun", setzt Heuel abschließend hinzu.

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