Frauengemeinschaft Sankt Anna Freude am Malen farbenfroher Aquarelle

SELHOF · Na gut, auf einer Kunstauktion würden für ihre Aquarelle wohl kaum Hunderttausende Euro geboten. Aber: Die Malerinnen von der katholischen Frauengemeinschaft Sankt Anna wollen es ja auch nicht mit einem echten Nolde oder Macke aufnehmen. Sie haben einfach Freude am Malen.

 Angeleitet von Maria Kurth (Mitte) malen Helga Brinsa (links) und Marlies Osterholt im Selhofer Pfarrheim.

Angeleitet von Maria Kurth (Mitte) malen Helga Brinsa (links) und Marlies Osterholt im Selhofer Pfarrheim.

Foto: Frank Homann

Und sie sind selbst überrascht, was sie aufs Papier bringen. "Ich habe immer gesagt, ich kann nicht malen. Aber dann habe ich eine Freundin zum Kursus begleitet und bin geblieben", sagt Ursula Unger.

Das war vor drei Jahren. Jetzt sitzt sie vor einer rosafarbenen Rose, die sie eins zu eins auf das Blatt übertragen hat. "Das Schwierigste ist die volle Blüte." Acht Mitglieder der Frauengemeinschaft finden sich einmal im Monat im Pfarrheim ein, um gemeinsam Bilder zu schaffen. Angeleitet werden sie dabei von Maria Kurth.

Die Selhoferin, eine gelernte Paramentenstickerin, kann nicht nur die kunstvollsten Bilder mit Nadel und feinem Garn herstellen. "Es war immer mein Traum, Aquarelle zu malen", erzählt die Mutter von zwei Kindern. Sie besuchte ab 1992 mehrere Intensivkurse bei Jens Petersen in Rhöndorf und bei Anselm Prester auf Langeoog. "Es hat mir unglaublich Spaß bereitet." Mehrfach stellte sie bereits aus. Und bei einem Pfarrfest in Selhof zeigten auch ihre Schützlinge, was sie mittlerweile draufhaben.

Marita Eberweiser hatte nach ihrer Schulzeit nie wieder zum Pinsel gegriffen. Jetzt experimentiert sie mit Farben wie ein ausgefuchster Osterhase kurz vor dem Eierverstecken. Ein italienisches Dorf mit Zypressen im Hintergrund kombiniert sie mit einem Krug mit Birnen. "Ich bin erstaunt, was wir hier so schaffen. Auch wenn ich doch sehr kritisch bin." Ihr Bild mit dem Drachenfels hat sie sogar zu einer Hochzeit verschenkt. Und das kam sehr gut an.

Na gut, für ein Brautpaar würde sie sich vielleicht von einem ihrer Bilder trennen. Aber ansonsten kann Eva Veres von ihren Werken nicht lassen. Sie ist emsig. 50 Exemplare hat sie bereits fabriziert. "Ich habe den Herd geputzt und mit dem Scheuermittel 'gemalt'. Da dachte ich, das kannst du auch mit Farbe", erzählt die Verkäuferin.

Bei der Volkshochschule hatte sie zunächst einen Kursus belegt. Bei den Frauen aber macht die Kunst nun besonders viel Spaß. Natürlich ist auch Helga Brinsa, die Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft, dabei. "Als wir anfingen mit den Skizzen, glaubte ich, das schaffe ich nie. Aber Maria Kurth ist so eine einfühlsame Lehrerin. Sie zeigt uns alles, hat Geduld, lässt uns Freiheit, macht uns Mut und sagt, dass wir nicht aufgeben sollen, wenn wir meinen, ein Bild hätten wir kaputtgemalt."

Helga Brinsa mischt die Farbe für die Zypressen. "Noch ein kleines bisschen dunkler", rät Maria Kurth. "Das ist so schwer", stöhnt die Vorsitzende. Und malt und malt, und auf dem Papier nimmt die Toskana immer mehr Gestalt an. Auch Marlies Osterholt schwelgt in italienischen Impressionen. "Bei Öl kann man drübermalen. Das geht bei Aquarell nicht. Da ist Vorsicht geboten." Auch die blassen Farben sind für sie gewöhnungsbedürftig. "Öl und Aquarell sind wie Tag und Nacht." Dabei ist auch sie längst routiniert. "In einer Trauerphase habe ich angefangen. Ich wusste nicht, wer van Gogh ist. Ich habe mir Bücher geholt, mir theoretisches Wissen angeeignet. Und gemalt. Malen tut meiner Seele gut."

Auch sie hat schon so viel gearbeitet, dass sie ihre Wohnung mit Bildern "tapezieren" kann. Monika Schnabel bringt einen Topf mit Orchideen aufs Papier. Imelda Bechtold einen See, in dem sich Birken widerspiegeln. Eine feine, filigrane Arbeit. Jetzt hat sie nach einer fotografischen Vorlage ihre Skizze gefertigt. Und Marlies Osterholt freut sich schon: "Im Sommer gehen wir vielleicht zum Malen raus." In die Natur, wie die Landschaftsmaler aus der Rheinromantik.

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