Jazz in Bonn Frechheit auf Wolke 8

Die Berliner Jazzsängerin Lisa Bassenge will ihr Barjazz-Image aufbrechen. Im März gastiert sie in Bonn in der Harmonie.

 Die Melodien von Lisa Bassenge auf "Wolke 8" sind gefällig, angenehm, nett, aber voller bissigem Humor und spritziger Pointen.

Die Melodien von Lisa Bassenge auf "Wolke 8" sind gefällig, angenehm, nett, aber voller bissigem Humor und spritziger Pointen.

Foto: dpa

Auf dem CD-Cover wirkt Lisa Bassenge wolkig. Fluffig. Nur der Blick ist starr, leicht provokant, weitab vom Stil der anderen Fotos, die von der Berliner Jazzsängerin existieren.

"Da habe ich immer den gleichen Blick drauf - und der entspricht mir eigentlich nicht", erzählt sie im Interview. Das Image der kühlen Barjazz-Schönheit, wie es etwa Michelle Pfeiffer 1989 in "Die fabelhaften Baker Boys" verkörperte, will Bassenge bewusst aufbrechen. "Mir ging es immer gegen den Strich, auf eine samtige Stimme reduziert zu werden", auf Musik, die im Hintergrund laufen kann. "Ich bin schlauer als das", sagt die 38-Jährige selbstbewusst.

Mit "Wolke 8" versucht Lisa Bassenge nun den Befreiungsschlag. Nicht so sehr musikalisch - die Melodien sind trotz ihrer Vielfalt allesamt gefällig, angenehm, nett. Aber textlich. Elf Stücke voller bissigem Humor, voller spitzer Pointen und feinen Reimen. Es sei ihr unhöflichstes Album, heißt es in verschiedenen Kritiken. Auf jeden Fall ist es ihr frechstes.

"Schrei den Menschen auf der Straße deinen Namen in die Fresse", trällert sie in "Lass die Schweinehunde heulen" oder "Wär ich van Gogh, wärst du das Ohr" im gleichnamigen Song. Textzeilen, die Bassenge zusammen mit Thomas Melle geschrieben hat, den die FAZ kürzlich zu den aufregendsten jungen Schriftstellern in Deutschland zählte.

"Wir haben uns vor etwa zwei Jahren auf einem meiner Konzerte in Hamburg kennengelernt und sofort gut verstanden", erinnert sie sich. "Als ich jetzt mit Blick auf die Deadline unter dem Druck stand, das neue Album zu schreiben, war ich so froh, dass ich mich an Thomas wenden konnte."

Mal habe er lediglich kleine Korrekturen eingebracht, Sätze zurechtgerückt oder sie dabei bestärkt, von gewissen Motiven nicht abzurücken. Andere Stücke hätten sie gemeinsam geschrieben. "Bei 'Van Gogh' war das so, dass wir beide auf dem Sofa saßen und uns die Ideen wie Ping-Pong-Bälle zugespielt haben", erzählt Bassenge, die mit ihrem zweiten deutschsprachigen Album sehr zufrieden ist.

"Ich bin sehr glücklich, diesen Weg weitergegangen zu sein", sagt sie über ihre bislang persönlichste Platte: Acht der elf Stücke stammen aus ihrer Feder, beim umjubelten Vorgänger "Nur fort" waren es noch fünf. "Ich hatte einfach den inneren Drang, mehr eigene Sachen zu zeigen", sagt die Sängerin. Gut, dass sie dem nachgegeben hat.

Dass die musikalische Reise noch längst nicht zu Ende ist, steht für Lisa Bassenge außer Frage, auch wenn sie sich auf "Wolke 8" derzeit sehr wohl fühlt. "Ich bin erst einmal bei mir angekommen, habe mich gefunden", meint sie. "Was danach kommt, wird sich zeigen."

Konkrete Pläne gibt es noch keine, zunächst steht die Tournee im Fokus. Doch träumen kann Bassenge schon: "Ich würde am liebsten alles noch weiter reduzieren und ein Album aufnehmen, auf dem ich, nur ich, wirklich alles mache. Singen, die Instrumente spielen..."

Also eine Platte, die zu 100 Prozent Lisa Bassenge ist. "Genau. Aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern." Bis dahin freut sie sich über das Erreichte - und schaut in Richtung Wolke 9.

Lisa Bassenge gastiert am Sonntag, 3. März, 19 Uhr, in der Harmonie, Frongasse. Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.

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