Kammerspiele Bad Godesberg Franz Wittenbrinks "Eltern"-Abend hat am Freitag Premiere

BONN · Das sind sie also: Ein Paar Prolls, ein alternatives Öko-Gespann samt Mutter, ein Zahnarzt und seine Praxishelferin sowie zwei Herrschaften aus der feinen Gesellschaft. Alle geeint in ihrer Eigenschaft als Eltern, als die sie Franz Wittenbrink in seinem gleichnamigen szenischen Liederabend versammelt.

 Aufregung im Klassenraum: Szene aus der Bonner Wittenbrink-Produktion "Eltern".

Aufregung im Klassenraum: Szene aus der Bonner Wittenbrink-Produktion "Eltern".

Foto: Beu

"Das ganze ist ein sehr humoristisches Stück mit zum Teil charmanten Überzeichnungen und einem Spiel mit Klischees", erzählt Schauspielerin Therese Hämer. Die 51-Jährige, die in der Ära Manfred Beilharz in der Bundesstadt große Erfolge feierte, ist nach gut einer Dekade wieder zurück auf der Bonner Bühne und freut sich schon sehr auf "Eltern", das heute in den Kammerspielen Bad Godesberg Premiere feiern wird.

"Es ist fast, als ob ich nach Hause komme", erzählt sie. Wobei sie, wie bei einem echten Wittenbrink üblich, viel singen darf. "Das mache ich sehr gerne. Ich habe ja früher auch hier gesungen", erinnert sie sich lächelnd. Etwa in der "Dreigroschenoper" oder der Operette "Blume von Hawaii".

Typisch für einen Wittenbrink-Abend teilen sich die Figuren ausschließlich über Lieder mit, definieren darüber ihre Konflikte, Gedanken und Gefühle. Dabei bedient Wittenbrink sich aus dem gesamten Fundus der E- und U-Musik, greift "Sind so kleine Hände" ebenso auf wie "Born to be wild", verweist auf Friedrich Hollaender, Aram Chatschaturjan oder Prince. Die Songs versieht er dabei gerne mit neuen Texten, die er den Schauspielern auf den Leib schneidert.

In Hamburg, wo der Regisseur regelmäßig inszeniert, war "Eltern" 2011 bereits ein großer Publikumserfolg, andere Liederabende gelten quer durch die Republik als Besuchermagneten. Nun hofft das Theater Bonn, daran anknüpfen zu können. "Die Songs sind weitgehend gleich geblieben, aber die Texte haben sich zum Teil schon geändert - denn wir sind ja ein ganz anderes Ensemble, spielen unsere Rollen mit anderen Akzenten", erklärt Hämer. Die soziologische Grundlage bleibe aber bestehen. Typentheater eben. Was ja nicht schlecht sein muss.

Immerhin trifft das Stück einen Nerv: "Eltern wie diese kennen wir alle", ist Hämer überzeugt.

Mit seinen Liederabenden will Wittenbrink nicht aufklären, keine Botschaft vermitteln, sondern im besten Fall zum Nachdenken anregen. Und unterhalten. Dabei fordert etwa "Eltern" den Schauspielern sehr viel ab: "Wir sind alle keine professionellen Sänger", betont Therese Hämer. "Gleichzeitig rächt sich aber durch die Partitur jede Laxheit sofort. Da ist Franz großartig: Er ist sehr genau, verlangt sehr viel, arbeitet aber mit jeder Menge Humor." Der sich letztlich auch im Stück wiederfindet. "Wir hoffen, dass sich der Spaß, den wir am Singen haben, überträgt", sagt Hämer.

Karten für die heute Abend, 19.30 Uhr, beginnende Premiere in den Kammerspielen Bad Godesberg gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort